Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.
Silvester war’s. Nur noch drei Stunden waren dem alten Jahr beschieden, dann mußte es abtreten und dem neuen Platz machen. Nun, dann sollten ihm seine ungebärdigsten Trabanten wenigstens noch den Abschiedsmarsch blasen, was sie denn auch mit dem größten Vergnügen taten. Huuuiii! orgelte der Nordost mit Hohngelächter. Sein starker Atem blies die Flocken durcheinander, die vom grauverhangenen Himmel kamen und ausgeschickt waren, um die Erde warm und weich zuzudecken mit ihrem schneeigen Weiß. Doch bevor sie noch die Erde erreichten, ließ der blanke Frost, ein Spießgeselle des Nordosts, sie zu Eisnadeln erstarren. Wehe dem Menschen, der bei dem eisigen Wetter unterwegs war. Der irrte bei dem Schneegestöber bestimmt vom Weg ab und konnte Gott danken, wenn er irgendwo ein schützendes Dach erreichte, bevor er selbst zu Eis erstarrte. Und die sich unter solch einem schützenden Dach befanden, wußten es bei dem Unwetter gar wohl zu schätzen. Wie zum Beispiel die Bewohner des Herrenhauses vom Hörgishof. Das Dach war stabil, die Stube warm, und die Polster waren weich, in denen man saß. Auf dem Tisch standen Gläser mit dampfendem Silvesterpunsch, ein bunter Knabberteller, und in der Röhre des vor Hitze fauchenden Kachelofens brutzelten Bratäpfel, gar lieblich ihren würzigen Duft verströmend. Vier Menschen waren es, die auf dem bequemen Ecksofa saßen. Die Herrin des Hauses, Freiin Erdmuthe von Hörgisholm, eine stattliche Dame von zweiundfünfzig Jahren. Das dunkelblonde Haar, im Nacken zu einem weichen Knoten geformt, zeigte noch keinen grauen Faden. Aus dem rundlichen Gesicht mit den frischen Farben schauten zwei blaue Augen freundlich in die Welt. Eine gebietende Persönlichkeit, die Achtung erheischte, wohin sie auch kam. Die zweite Dame, Ermenia von Hörgisholm, war klein und zierlich, flink und munter wie ein Wiesel. Unter dem mittelblonden, schlicht gescheitelten Haar lachten dunkelblaue Augen verschmitzt, das Gesicht der Endvierzigerin war rotwangig wie ein Äpfelchen.
Giới thiệu về tác giả
Ihre 70 Romane sind berühmt. Sie werden von einem vielfachen Millionenpublikum gelesen. Leni Behrendt versteht sich wie kaum eine andere in die Herzen der Menschen zu schreiben. Ihr Werk vermittelt unendlich viel Liebe und Güte. Als Schriftstellerin ist sie ein wahres Naturtalent. Mit ihrer bewusst schlichten und damit authentischen Sprache findet sie Anklang und Beifall auch von Seiten der Literaturwissenschaft. Eines ihrer Erfolgsgeheimnisse liegt darin, dass für jeden ihrer mitreißenden Romane Bilder und Begebenheiten aus ihrem eigenen schicksalhaften Leben erwachsen sind.
Als Privatlehrerin gewann die in Insterburg / Ostpreußen geborene Leni Behrendt schon früh einen tiefen Einblick in die adlige Gesellschaft. In vielen ihrer Romane spiegeln sich die Bilder unserer Welt wider. Aus den Erlebnissen stammt die Glaubwürdigkeit ihrer bewundernswerten Moral. Mit großem, sicherem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe, besonders eindrucksvoll schildert sie die liebende Frau.
Die Romane der Leni Behrendt vermitteln die Botschaft einer tiefen Wahrhaftigkeit. Eben dieser Wert ist heute mehr gefragt denn je.