‘Was jemand willentlich verbergen will, sei es nur vor andern, sei es vor sich selber, auch was er unbewußt in sich trägt: die Sprache bringt es an den Tag.’
Viktor Klemperers Analyse der Sprache des Nationalsozialismus dokumentiert in bewegender Weise auch die Selbstrettung eines Sprach- und Literaturwissenschaftlers in hoffnungsloser Zeit.
Heinrich Detering hat die zentralen Teile aus Klemperers ‘LTI’ ausgewählt und stellt in einem Nachwort die Brisanz und beunruhigende Aktualität heraus.
Table of Content
Heroismus. Statt eines Vorwortes
LTI : Sprachkritik als Balancierstange
Das tägliche Sprachgift
Freiheit zur Hasspredigt
Die Herrschaft und das Sprachgesetz
Januar bis Oktober 1933: Aus dem Tagebuch eines Sprachwandels
Fanatismus
Runenzeichen
Interpunktion
Namen
System und Organisation
Eine Sprache des Glaubens
Coventrieren
‘Verjudet’: Die Sprache des Antisemitismus
‘Weltanschauung’
Gleichschalten: Neuformulierung des Behördenstils
Der Stern
Der jüdische Krieg
Geheimsprachen
Superlativismus
Schlagartige Aktionen: Sprache der Bewegung
Goebbels’ Wechselbäder
Prostituierung im Dienste der LTI : Köder für Akademiker
‘Wejen Ausdrücken’
Zu dieser Ausgabe
Anmerkungen
Nachwort: Die entsetzliche Beharrungskraft der Sprachmuster
About the author
Victor Klemperer (1881–1960), Sohn eines Rabbiners, wurde als Professor für Romanistik von den Nazis 1935 in den vorläufigen Ruhestand versetzt. Während der Kriegsjahre legte er mit seinen Tagebüchern den Grundstein für sein erfahrungsgesättigtes ‘LTI’. Mit viel Glück überlebte er als zum christlichen Glauben übergetretener Jude mit seiner Frau den Feuersturm in Dresden und die drohende Deportation. In der unsicheren Nachkriegszeit verfasste er sein ‘LTI’, das 1947 erschien und schnell bekannt wurde. Klemperer lebte bis zu seinem Tode in der DDR, für die er sich nachdrücklich engagierte. Ab 1995 wurden unter dem Titel ‘Ich will Zeugnis ablegen (1933–1945)’ seine Tagebücher veröffentlicht.