Virginia Woolf (1882-1941) gilt als eine der wichtigsten Autorinnen der Moderne, ihre Romane gehören zum Kanon der Weltliteratur. Ihre eindrucksvolle Kurzprosa aber ist immer noch zu entdecken. Zu ihren Lebzeiten veröffentlichte sie nur eine einzige Sammlung von acht liebevoll komponierten Geschichten unter dem Titel ‘Monday or Tuesday’. In Auswahl und Abfolge ist die nun vorliegende Neuübersetzung von Antje Rávik Strubel dieser Erstausgabe nachempfunden.
Zusammen mit ihrem Mann, dem Kritiker Leonard Woolf, gründete Virginia Woolf 1917 den Verlag ‘The Hogarth Press’. Dort veröffentlichte sie 1921 den mit der Handpresse gedruckten Band ‘Monday or Tuesday’, der mit Holzschnitten ihrer Schwester Vanessa Bell illustriert wurde. Die in dieser Sammlung enthaltenen Geschichten sind ausdrucksstarke, oftmals ‘impressionistische’ Studien. Die intensive Betrachtung einer Schnecke, die unter einem farbigen Blütenmeer entlangkriecht, eines Reihers, der hoch in den Lüften schwebt, eines Kronleuchters, der im Licht zu flüssigem Grün zerfließt, oder auch nur einer Stelle an der Wand im Schein des Kaminfeuers löst eine faszinierende Vielfalt von Eindrücken, Assoziationen und Perspektivwechsel aus. Bereits in diesen frühen Erzählungen setzt Woolf überzeugend das Stilmittel des Bewusstseinsstroms ein, der ihre berühmten späteren Romane wie z.B. ‘Mrs Dalloway’ kennzeichnet – die Geschichten sind somit erste wichtige Fingerübungen einer Schriftstellerin von Weltrang.
About the author
Virginia Woolf (1882-1941) gehörte der legendären ‘Bloomsbury Group’ an und gilt heute neben James Joyce und Marcel Proust als eine der wichtigsten Stimmen der modernen Literatur. Zu ihren bekanntesten Werken zählen ‘Mrs Dalloway’, ‘Die Wellen’ und der feministische Essay ‘Ein Zimmer für sich allein’.
Antje Rávik Strubel lebt als Schriftstellerin und Übersetzerin aus dem Englischen und Schwedischen in Potsdam. Zuletzt erschien ihr Roman ‘Blaue Frau’, für den sie den Deutschen Buchpreis erhielt. Von Virginia Woolf übersetzte sie bereits die Werke ‘Ein Zimmer für sich allein’ und ‘Drei Guineen’.