Die Bücher von Volker Eberbach liest man immer mit Gewinn, man kommt aus der Lektüre informierter und wissender, ja fast schon gelehrter heraus als man hineingegangen ist. Das gilt auch für diese weltgeschichtlichen Begegnungen, über die der Autor in einem ebenso aufschlussreichen wie seine damit verbundenen Intensionen erhellenden Vorwort schreibt: „Zu den aufregendsten Momenten der Weltgeschichte gehören die, in denen zwei bedeutende Männer einander begegnen. Begegnungen brachten oft einiges zustande, nicht immer Gutes. Sie waren einmalig, oder sie wiederholten sich. Man ging voller Hochachtung auseinander oder im Zorn. Aus mancher Begegnung erwuchs ein schweres Zerwürfnis. Oft enthielt die Begegnung ein großes Versprechen; selten wurde es eingelöst. Oft bahnte sie eine besondere Chance an; meist wurde sie vertan. Die Beteiligten repräsentierten verschiedene Religionen oder unterschiedliche Staatsformen, einander entgegengesetzte Machtansprüche oder Kulturkreise, die lange voneinander nichts gewusst hatten, scheinbar verwandte Auffassungen von Kunst und gegensätzliche Ziele des Forschens. Am faszinierendsten wirken auf uns Heutige solche Begegnungen und Zerwürfnisse, in denen Geist und Macht aufeinandertrafen, Kontrahenten, wie Heinrich Mann sie in seinen Essays herausstellte“, wie der Heinrich-Mann-Biograf notiert.
Greifen wir eine dieser Begegnungen der Weltgeschichte heraus, die von Friedrich dem Großen und Voltaire, dessen Biografie über weite Strecken die eines Flüchtlings ist, wie der Autor beweist:
Verwandte Irrtümer können Freundschaften stiften. Klären sie sich nur einem der beiden Freunde auf, so kommt es zu tiefer Entzweiung. Aber löst man sich je voneinander ganz?
Es ist das Jahr 1766. Das Zerwürfnis zwischen Voltaire und dem König von Preußen liegt dreizehn Jahre zurück. Seit acht Jahren lebt der früh gealterte, geistig jedoch immer wieder sich verjüngende Dichter und Philosoph auf seinem Gut Ferney nahe der Schweizer Grenze, auf dem Sprung, vor französischen Behörden zu den Calvinisten von Genf zu fliehen, deren Toleranz allerdings für einen ständigen Aufenthalt in ihren Mauern auch nicht weit genug geht. Auf einmal liegt der Gedanke nahe, sich nochmals nordostwärts auf die Reise zu machen, zu Friedrich II. nach Potsdam. Warum will der Hofnarr noch mal zu seinem König? Und was hatte eigentlich zu dem Zerwürfnis zwischen diesen beiden Aufklärern geführt?
Es war ein doppelter Irrtum, wie Ebersbach aufklärt. Lesen Sie selbst. Es lohnt sich.
Table of Content
GOTT ODER GÖTTER – Joseph und Potiphars Weib
EXIL BEIM FEIND – Themistokles und Artaxerxes I.
DER UNBELEHRBARE – Aristoteles und Alexander der Große
QUO USQUE TANDEM – Cicero und Catilina
DAS JUBILÄUM DER HENKER – Tiberius und Agrippina d. Ä.
TROST IN DER AGONIE – Boethius und Theoderich der Große
VON ROM NACH AACHEN – Kaiser Karl der Große und Papst Leo III.
DER GANG NACH CANOSSA – Heinrich IV. und Gregor VII.
EIN KÖNIG VON JERUSALEM – Der Staufer Friedrich II. und Malik al Kamil
DIE GUNST DES GROSSKHANS – Marco Polo und Kublai-Khan
DER GENIALE QUERULANT – Kolumbus und Isabella von Kastilien
ZWEI FALLENSTELLER – Atahualpa und Francisco Pizarro
„HIER STEHE ICH…“ – Martin Luther und Karl V. *
DAS GEWISSEN UND DIE UTOPIE – Thomas Morus und Heinrich VIII.
DOPPELSPIEL DER GESTIRNE – Kepler und Wallenstein
VERWANDTE IRRTÜMER – Voltaire und Friedrich der Große
DER ABTRÜNNIGE PAGE – Zarin Katharina II. und Alexander N. Radischtschew
PARADIES UND GUILLOTINE – Robespierre und Danton
„DIE POLITIK IST DAS SCHICKSAL“ – Johann Wolfgang von Goethe
und Napoleon I.
„ARIADNE, ICH LIEBE DICH“ – Friedrich Nietzsche und Richard Wagner
DIE WEISSEN FLECKE SCHWARZAFRIKAS – David Livingstone und Henry Morton Stanley
DER GEERBTE KANZLER – Otto von Bismarck und Kaiser Wilhelm II.
START DER SUPERMÄCHTE – Franklin Delano Roosevelt und Josef Stalin
DIE MACHT DER SANFTMÜTIGEN – Mahatma Gandhi und Pandit Nehru
About the author
Volker Ebersbach ist am 6. September 1942 in Bernburg/Saale geboren und dort aufgewachsen. Nach Abitur und Schlosserlehre studierte er von 1961 bis 1966 Klassische Philologie und Germanistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1967 promovierte er über den römischen Satiriker Titus Petronius. Danach lehrte er Deutsch als Fremdsprache ab 1967 in Leipzig, 1968 in Bagdad, 1971 bis 1974 an der Universität Budapest, wo er auch mit seiner Familie lebte.
Seit 1976 ist er freier Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber. Er schreibt Erzählungen und Romane, Kurzprosa, Gedichte, Essays, Kinderbücher, Biografien und Anekdoten. Er übersetzte aus dem Lateinischen ausgewählte Werke von Catull, Vergil, Ovid, Petronius, das Waltharilied, Janus Pannonius und Jan Kochanowski. Einzelne Werke wurden ins Slowenische und Koreanische übersetzt.
Von 1997 bis 2002 war er Stadtschreiber in Bernburg. Danach lehrte er bis 2004 an der Universität Leipzig.