66 u. Z. öffnet sich der Dichter Titus Petronius Arbiter die Adern, um einem Todesurteil durch Nero, dessen Erzieher und Berater in Fragen feinen Geschmacks er ist, zuvorzukommen. Außer einer Tacitusstelle und Fragmenten seiner „Satyrgeschichten“ gibt es kein Zeugnis über diesen geistreichen, mutigen, zwiespältigen Mann. Doch seine Umrisse lassen sich wie die eines Schattens in der bewegten Geschichte der römischen Kaiserzeit von Tiberius bis Nero verfolgen. Volker Ebersbach erzählt auf historischem und kulturgeschichtlichem Hintergrund den aus Wahrheiten und Wahrscheinlichkeiten erschlossenen Lebensweg eines feinsinnigen, gebildeten Römers, der, lange bevormundet als Opfer eines „Justizirrtums“, in die „Freiheit“ des Landstreichers gestoßen, von Agrippina, der Urenkelin des Augustus und Neros Mutter – in die er verliebt ist -, aufgegriffen, rehabilitiert und in den ersehnten Staatsdienst aufgenommen wird. Aber er scheitert an Intrigen, Neros erwachender Brutalität und nicht zuletzt an eigenen Widersprüchen. Der satirische Dichter findet zu sich selbst. Er hat sarkastisch gelebt und wird Meister sarkastischer Prosa. Angesichts der Verkommenheit der Herrschenden und ihres Staates dient er seinen Römern als Künstler, hoffend, dass er Nero überlebe. Intrigen holen ihn ein. Sein Werk überlebt.
Table of Content
I. BUCH: VOR DEN SCHÄCHTEN DES ORKUS
Der Satyr erwacht
Vergil mit Abschweifungen
Tiberius Caesar
Nähe des Vaters
Domus Petroniana
Vergöttlichung eines Schattens
Ahnen
II. BUCH: ARKADIEN, GESCHÄNDET
Man bleibt verschont
Volturnum oder Ein Satyrspiel
Der Satyr wird entführt
Der Satyr wird aufgegriffen
III. BUCH: DIE GEHEIMNISSE VON CAPREAE
Verlust und Gewinn
Bücher und Freunde
Die Insel auf der Insel
Quaestiones potentiae oder Machtfragen
Villa Veneris
Umgang mit Wissen
Vergesslichkeit und ein Merksatz
IV. BUCH: MÜNDEL EINES SCHEUSALS
Der gefälschte Tod
Langeweile macht fett
Antium
Der Schlaf, das scheue Tier
Die Betten der Schwestern
Der Unglücksrabe
Stirb endlich, Gladiator!
V. BUCH: ROMA VON UNTEN
Dem Satyr steht die Welt offen
Grammatik der Armut
Rollentausch
Wer flieht, den jagt man
VI. BUCH: ULIXES IN LUMPEN
Das schwimmende Reich der Phaiaken
Die heilige Tunika
Das Gespenst des Untergangs
VII. BUCH: WIEDERGEBURT
Apollo ohne Waffen
Agrippina am Spinnrocken
Der Finger auf dem Mund
VIII. BUCH: IM STAUB DER AMTSSTUBEN
Cursus honorum oder Die Ämterleiter
An der Wiege des Erzählens
Narr eines Narren?
Lex Petronia
IX. BUCH: ELEGANTIAE ARBITER: SACHKUNDIGER FEINEN GESCHMACKS
Die ehrgeizige Muse
Zuständigkeiten
Kein unbeschriebenes Blatt
Jo Hymen, Hymenaeus!
Zu früh!
Puer Aureus: Der Goldjunge
X. BUCH: MASKEN
Locusta, die Heuschrecke
Maske des Freundes
Claudia Acte
Maske des Sängers
Unternehmen „Maske“
Juno wendet sich ab
Floralia: Venus geht
Masken des Tragöden: Oidipus, Orest
XI. BUCH: DIE ENGE DER EINSAMKEIT
Die verschlungenen Pfade der Musen
Besuch
Der Gehilfe des Apostels
Silia und die Langmut der Gestirne
XII. BUCH: DAS SCHICKSAL TRÄGT FRAUENKLEIDER
Anfragen und Botschaften
Ahnungslose Gäste
Leere Stätte
Epilog: Ein Nachlass im Exil
ANHANG
Argumentum an den Leser
Geschichtlicher Überblick
Bemerkungen zu den Zitaten
Personenverzeichnis
About the author
Volker Ebersbach ist am 6. September 1942 in Bernburg/Saale geboren und dort aufgewachsen. Nach Abitur und Schlosserlehre studierte er von 1961 bis 1966 Klassische Philologie und Germanistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1967 promovierte er über den römischen Satiriker Titus Petronius. Danach lehrte er Deutsch als Fremdsprache ab 1967 in Leipzig, 1968 in Bagdad, 1971 bis 1974 an der Universität Budapest, wo er auch mit seiner Familie lebte.
Seit 1976 ist er freier Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber. Er schreibt Erzählungen und Romane, Kurzprosa, Gedichte, Essays, Kinderbücher, Biografien und Anekdoten. Er übersetzte aus dem Lateinischen ausgewählte Werke von Catull, Vergil, Ovid, Petronius, das Waltharilied, Janus Pannonius und Jan Kochanowski. Einzelne Werke wurden ins Slowenische und Koreanische übersetzt.
Von 1997 bis 2002 war er Stadtschreiber in Bernburg. Danach lehrte er bis 2004 an der Universität Leipzig.
Lion-Feuchtwanger-Preis, 1985
Stipendiat des Künstlerhauses Wiepersdorf und des Stuttgarter Schriftstellerhauses, 1993