Das private Auto war für lange Zeit das Sehnsuchtsobjekt und Symbol eines glücklichen Lebens. Es war eine kollektive Liebe der Mittelschicht und derjenigen, die dort hinstrebten. Doch diese affektive Bindung verliert vor allem in der Stadt zunehmend an Kraft. Wenigstens dort ist bereits klar geworden: Die Grenzen des fossilen Automobilismus sind erreicht. Es gibt einfach zu viele Autos.
Die Verkehrswende ist nun auf der Agenda. Zukunftsfähig sind nur solche Verkehrsangebote, die auch unter Ressourcenknappheit individualisierbar bleiben. Autos nutzen statt besitzen wird – in Verbindung mit digitalen Plattformen – attraktiv, das Radfahren gewinnt gerade in den Städten an Popularität. Mobilitätsdienstleistungen kommen aus der Nische und können dank Echtzeitinformationen flexibel und zugleich routinemäßig genutzt werden. Der herrschende Rechtsrahmen jedoch privilegiert nach wie vor private Autos. Dagegen deuten die Präferenzen der vorwiegend städtischen Bevölkerung und auch die digitalen Optionen in eine andere Richtung: Die fortschreitende Individualisierung findet andere Wege als den privaten Besitz von Autos.
About the author
Weert Canzler (Dr. phil. habil.) ist Senior Researcher in der Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Sprecher des Leibniz-Forschungsverbundes Energiewende. Seine Forschungsschwerpunkte sind sozialwissenschaftliche Verkehrs- und Mobilitätsforschung, Energiepolitik/Energiewende sowie Innovationsforschung und Technologiepolitik.
Andreas Knie (Prof. Dr. phil.) ist Politikwissenschaftler am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Hochschullehrer an der TU Berlin. Von 2001 bis 2016 war er Bereichsleiter für Intermodale Angebote und Geschäftsentwicklung der Deutschen Bahn AG und von 2006 bis 2018 in der Geschäftsführung des Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel Gmb H (Inno Z). Seit 2017 leitet er die Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik am WZB. Seine Forschungsfelder sind: Wissenschaftsforschung, Technikforschung und die Mobilitätsforschung.
Lisa Ruhrort (Dr. des.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Sie forscht zu den Voraussetzungen einer nachhaltigen Mobilität und einer nachhaltigen Verkehrspolitik im Kontext von Digitalisierung und gesellschaftlichem Wandel.
Christian Scherf (Dr. phil.) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der M-Five Gmb H Mobility, Futures, Innovation, Economics Gmb H in Karlsruhe. Er studierte Soziologie und Verkehrswesen an der Technischen Universität Berlin und arbeitete von 2009 bis 2018 am Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (Inno Z) sowie am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.