Wilhelm Kunze (1902-1939) genoss zu Lebzeiten für kurze Zeit die begeisterte Anerkennung der literarischen Kritik. Von Hermann Hesse protegiert und von Heinrich Mann hoch gelobt, schrieb er 1922 als Zwanzigjähriger die expressionistische Novelle Der Tod des Dietrich Grabbe.
Das Jahrzehnt, das zwischen diesem Erfolg und dem Entstehen seines Romans Das Salz der Erde lag, war für viele deutsche Künstler und Intellektuelle kein gutes – so auch für Wilhelm Kunze:
Hermann Hesse bricht 1930 anlässlich des Romans „Die Angstmühle“ verstimmt den Kontakt zu dem jungen Schriftsteller ab; die Nationalsozialisten setzten ihn unmittelbar nach der Machtergreifung auf die Negativliste und entziehen ihm damit seine ohnehin dürftige Lebensgrundlage als Mitarbeiter verschiedener Zeitungen; sein Gesundheitszustand verschlechtert sich rapide.
An eine Veröffentlichung eines Romans ist mithin nicht mehr zu denken, bevor Kunze, schon zu Lebueiten fast vergessen, 1939 isoliert und vereinsamt an Herzinsuffizienz stirbt.
Der Tod des Dietrich Grabbe (erschienen 1924) erfuhr nie eine Neuauflage, Das Salz der Erde lag bislang lediglich als Manuskript im Nachlass des Autors vor. Nach Die Angstmühle (Igel Verlag, 2004) sind nun zwei weitere bedeutende Werke Wilhelm Kunzes wieder zugänglivh gemacht. Der Band enthält eine ausführliche Biographie sowie bibliographische Hinweise zum Autor.
About the author
Wilhelm Kunze wird am 1. 9. 1902 in Nürnberg geboren. Im Haus seines Onkels, lernt Kunze Thomas und Heinrich Mann sowie Rudolf Steiner kennen. Kinderlähmung und eine schwere Herzkrankheit überschatten die Kinderzeit. Ab 1922 werden erste Gedichte und Novellen veröffentlicht, die Hermann Hesse znd Heinrich Mann zu enthisiastischen Rezensionen bewegen. Mit beiden freundet er sich an und es kommt zu einem regen Briefwechsel. Kunze heiratet 1925 und wird freier Schriftsteller. Zahlreiche, teis unveröffentlichte Werke entstehen. Von 1925 bi 1933 liefert er regelmäßig kulturkritische Beiträge für verschiedene Zeitungen Nürnbergs. Die Nationalsozialisten unterbinden einen großen Teil von Kunzes Publikationen und er leidet immer stärker an der politischen Situation in Deutschland. 1939 wird Kunzes letztes Buch Blauer Himmel um die Erde (1936) beschlagnahmt. Er stirbt am 1. Juli 1939 an Herzinsuffizienz in der für ihn hochproblematischen Heomatstadt Nürnberg.