Jeder glaubt sie zu kennen, die Tragödie von der ‘Zigeunerin’ und dem Soldaten. Unendlich populär sind manche Melodien aus Georges Bizets ‘Carmen’, etwa die Habanera oder der Torero-Marsch. Aber jenseits der Folklore-Klischees und der Huldigung für die Opernstars ist in ‘Carmen’ immer noch vieles zu entdecken: Bei allem melodischen Einfallsreichtum handelt es sich nicht um eine Art Wunschkonzert mit Kostümen, sondern um Musiktheater auf höchstem dramatischen Niveau.
Keine Oper vor diesem 1875 in Paris uraufgeführten Stück hat in so unverblümter Manier die Unterschichten und die Marginalisierten zu tragischen Akteuren gemacht. Und nur wenige Opernmacher sind so weit gegangen wie Bizet und seine Librettisten, was die Darstellung erotischer Leidenschaft als treibende Kraft des ganzen Stücks betrifft. In ‘Carmen’ werden Spannungen zwischen den Geschlechtern verhandelt, die aktuell bleiben: der Widerspruch zwischen der Freiheit des Begehrens und dem Besitzanspruch der festen Bindung.
Wolfgang Fuhrmann geht in seinem kompakten Opernführer vom ‘Mythos Carmen’ aus, um dann die Entstehung, die Handlung sowie die musikalische und dramaturgische Gestaltung mit anschaulichen Steckbriefen der Hauptpersonen darzustellen. Am Ende des gut lesbaren, kenntnisreichen Opernführers steht ein Kapitel zur Rezeption von ‘Carmen’ auf der Bühne und im Film.
• Anschauliche Porträts der Figuren
• Die wichtigsten Inszenierungen im 20. und 21. Jahrhundert
• Schildert die anhaltende Brisanz des Werkes – auf CD und DVD, in der Rezeption allgemein
About the author
Wolfgang Fuhrmann unterrichtet an der Universität Leipzig. Seine Forschung gilt dem Mittelalter und der Renaissance ebenso wie der bürgerlichen Musikkultur des 18. und 19. Jahrhunderts. Zuletzt veröffentlichte er gemeinsam mit Melanie Wald-Fuhrmann ‘Ahnung und Erinnerung. Die Dramaturgie der Leitmotive bei Richard Wagner’ (2013).