Das Jahr 2011 war das Jahr der unerwarteten und sich weltweit immer weiter ausbreitenden Proteste. In verschiedenen arabischen Ländern haben Demonstranten so lange aufbegehrt, bis sie ihre Regime zu Fall gebracht und deren Potentaten verjagt hatten. Und seitdem in Manhattan die Bewegung ‘Occupy Wall Street’ entstanden ist, scheint das Aufbegehren nun auch im Epizentrum des internationalen Finanzkapitals angekommen zu sein. Die Protestaktionen gegen das Banken- und Finanzsystem sind zudem mittlerweile auf alle anderen Erdteile übergesprungen; inzwischen wird in mehr als 1000 Städten in über 80 Ländern demonstriert. Millionen sind auf die Straße gegangen und fordern eine wirksame Politik zur Kontrolle der Finanzmärkte und zur Bekämpfung der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich. Auch wenn es in Deutschland bislang nur Zehntausende waren, so ist auch hier der Impuls der Occupy-Bewegung angekommen. Noch nie zuvor ist eine Protestbewegung hierzulande von der Bevölkerung, zu Teilen aber auch von der Politik, so sehr begrüßt worden. Ihr Ziel, die Macht der Banken zu beschneiden, wird von über 80 Prozent der Deutschen geteilt. Was ist das aber für eine Bewegung? Wer sind ihre Akteure, was sind ihre Ziele und was macht ihre Erfolgsaussichten aus? Haben sie wirklich eine Chance, die destruktiven Dynamiken der internationalen Finanzmärkte einzudämmen oder gar aufzuhalten?
Table of Content
Inhalt
Einleitung
I Ein junger Mann namens Mohammed
II Die Schauplätze Der Tahrir-Platz in Kairo: 18 Tage des Zorns
Die Wangfujing-Shopping-Mall in Peking: Der zarte Hauch einer chinesischen ‘Jasmin-Revolte’ Die Avenida da Liberdade in Lissabon: Die ‘Bewegung des 12. März’ Die Puerta del Sol in Madrid: Die Empörten der ‘Bewegung 15. Mai’ Die Plaza de Armas in Santiago: Der ‘Chilenische Winter’ Der Rothschild-Boulevard in Tel Aviv: Die ‘Bewegung des 12. März’ Der Zuccotti-Park in Lower Manhattan: ‘Occupy Wall Street’ Die globale Ausweitung der Anti-Banken-Bewegung ‘Occupy Germany’ Der Platz vor der Europäischen Zentralbank: ‘Occupy Frankfurt’
III Die Akteure Die Figur des diplômé chômeur in den nordafrikanischen Ländern Die akademische Arbeitslosigkeit in Ägypten Die starke Rolle arabischer Frauen Die Friedensnobelpreisträgerin Tawakkul Karman In China bilden arbeitslose Akademiker ‘Ameisenstämme’ Chile: Die Studentenbewegung Israel: Die Mittelschichtenbewegung New York und die USA: Die überdurchschnittlich Qualifizierten
IV Die virtuellen Räume Facebook und twitter Al Jazeera Anonymous Die Guy-Fawkes-Maske
V Die Ursachen für den Fall der arabischen Autokratien Drei Typen arabischer Herrschaftsformen Die Krise des Neopatrimonialismus Die Repression als Stützpfeiler Die Anfälligkeit patriarchaler Herrschaftsstrukturen Die Unterspülung der patrilinearen Familienstruktur durch Modernisierung Der Youth Bulge
VI Die Verursacher der weltweiten Finanzkrise Der Thatcherismus und die Reaganomics Die sukzessive Veränderung der politischen Rahmenbedingungen
VII Die Prekarisierten erproben den Protest Prekarisierung als Folge neoliberaler Politik Die Prekarisierung der Ausgebildeten Prekarität und Protest
VIII Der Machtkampf in Kairo und der Verlust des New Yorker Occupy-Camps Der Kampf um die Macht verschärft sich: Erneute Straßenkämpfe um den Tahrir-Platz Die ägyptischen Parlamentswahlen ‘Occupy Wall Street’ verliert ihr Zentrum: Die Räumung des Zuccotti-Parks in Manhattan Die Bewegung hat ihr Zentrum verloren
IX Die Perspektiven Die qualifizierten, aber weitgehend perspektivlosen Akteure Die materiellen Interessen Die (bloß) symbolische Macht Möglichkeiten zur politischen Einflussnahme Die Erfolgsaussichten
Anmerkungen Zum Autor
About the author
Wolfgang Kraushaar, Dr. phil., studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Germanistik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und promovierte 1982 bei Iring Fetscher zu dem Thema Strukturwandel der deutschen Universität. Nach seiner Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer absolvierte er 1969/70 seinen Zivildienst in einer Psychiatrischen Klinik. Im Jahr 1972 war er Mitbegründer der Sozialistischen Hochschulinitiative, 1974/75 Vorsitzender des ASt A. Seit 1987 arbeitet er am Hamburger Institut für Sozialforschung. Eine Gastprofessur führte ihn 2004 an die Normal University in Peking. Den Arbeitsschwerpunkt von Wolfgang Kraushaar am Hamburger Institut für Sozialforschung bilden die Protestbewegungen in der Zeit des Kalten Krieges.