Alexander Gottlieb Baumgarten publizierte 1760, zwei Jahre vor seinem Tod, eine in Frankfurt/Oder gehaltene Vorlesung zu den Anfangsgründen der praktischen Metaphysik (Initia philosophiae practicae primae). In dieser entwickelt er in 205 kurzen Paragraphen die sowohl für die Ethik als auch für das Recht gültigen Grundlagen einer allgemeinen Moralphilosophie. Dies geschieht auf der Basis der Begriffe von Pflicht und Norm (Erstes Kapitel: »Die Verpflichtung«, a) »im allgemeinen«, b) »die moralische Nötigung«?, während ihre Anwendung in moralischen Urteilen, nach Klärung der Begriffe der Institutionen des Rechts (Gesetz, Gesetzgeber, Rechtsprinzipien, rechtliche Sanktionen), vermittels einer ausführlichen Theorie der Zurechnung gesichert wird. Nicht nur bietet Baumgarten mit seinem Entwurf geradezu ein Schnittmuster für Kants Metaphyik der Sitten samt ihrer Grundlegung, sondern prägt auch über den engeren Bereich der Philosophie hinaus Theorie, Methodik und Begrifflichkeit der Jurisprudenz. Der Band ist also nicht nur für die Moralphilosophie von Bedeutung, sondern auch für alle, die an einer philosophischen Grundlegung des Rechts interessiert sind.
关于作者
Alexander Aichele (geb. 1970) ist Privatdozent für Philosophie an der Universität Halle und selbstständig im Bereich Weiterbildung und Consulting tätig. Forschungsschwerpunkte: Metaphysik, Erkenntnistheorie, Logik, Moral- und Rechtsphilosophie, Antike, Frühe Neuzeit, Aufklärung. Er ist Herausgeber von Fichtes Reden an die deutsche Nation (Ph B 588) sowie (gemeinsam mit Dagmar Mirbach) des Bandes Alexander Gottlieb Baumgarten. Sinnliche Erkenntnis in der Philosophie des Rationalismus
(Aufklärung, Bd. 20 [2008]).