Ein großer Gesang aus dem »wassertrunkenen Land’ der Sprache.
»Kaamos’ ist ein zentrales Wort in der finnischen Sprache. Man liebt es und es macht die Eigenart und Identität gegenüber den anderen Völkern Mitteleuropas aus. Es wird fast mit Ehrfurcht ausgesprochen und es hat eine mythische Qualität. »Kaamos’ ist die Zeit der Dunkelheit, die sonnenlose Zeit. In den täglichen Nachrichten wird genannt, welche Regionen des Landes es nun bedeckt und wie es sich wieder im Laufe des Winters zurückzieht.
In den neuen Gedichten von Dorothea Grünzweig geht es aber nicht vorrangig um die kalendarische dämmerige Dunkelheit, sondern um die dunklen Seiten des Lebens und der Erinnerung, die sich von uns nie ganz ausloten lassen. Die Geschichte, das Altern, körperliche und psychische Krankheit und das Leid stehen neben Themen der helleren Jahreszeit, der Natur und des Lichts. Das alles ist vom Numinosen des »Kaamos Kosmos’ umschlossen.
Dorothea Grünzweigs Verse schöpfen aus einer langen literarischen Tradition und wagen sich zugleich wortschöpferisch in das »wassertrunkene land’ der Sprache.
关于作者
Dorothea Grünzweig, geb. 1952 in Korntal (Württemberg), studierte Germanistik und Anglistik. Nach einer Tätigkeit an der schottischen Universität Dundee arbeitete sie als Lehrerin in Deutschland und in Helsinki, wohin sie 1989 zog.
Seit 1998 lebt sie als freie Schriftstellerin und Lyrik-Übersetzerin in einem Dorf in Südfinnland.
Dorothea Grünzweig wurde mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, darunter der Lyrik-Preis der Stiftung Niedersachsen (1997), Christian-Wagner-Preis (2004) und der Anke-Bennholdt-Thomsen-Lyrikpreis (2010).