Der Kriminalroman ist en vogue. Schon ein flüchtiger Blick auf die Bestsellerlisten reicht, um sich der Popularität der Gattung bewusst zu werden. Trotzdem wird der Krimi von den Literatur- bzw. Kultur- oder Medienwissenschaftlern immer noch als bloße Unterhaltungs- und Trivialware angesehen, der ein gewisser schematischer Strukturaufbau zugrunde liegt. Als Kitschliteratur in die Ecke der Belletristik verbannt macht vor allem die Literaturforschung immer noch einen großen Bogen um das Genre. Nach wie vor scheint der vielsagende Satz von Richard Alewyn zu gelten, der Ende der 1960er Jahre konstatierte: ‘Das Lesen von Detektivromanen gehört zu den Dingen, die man zwar gerne tut, von denen man aber nicht gern spricht.’
Dieser Band greift die Frage nach dem entgegen aller Erwartungen weit gefassten, von Vielfalt und Verschiedenartigkeit getragenen Gesamtbild des Krimis auf und bietet eine literaturwissenschaftliche Unter suchung des Variantenreichtums der Gattung.
表中的内容
Wolfgang Brylla
Statt eines Vorwortes. Krimis sind eben nicht nur Krimis
TEIL I: GESCHICHTE IM KRIMI, KRIMI IN GESCHICHTE
Cezary Lipinski
Auf der Suche nach einem narrativen Zentrum. Überlegungen zu Karl von Holteis ‘Ein Mord in Riga’ (1855)
Paul Martin Langner
Der Reiz des Unbekannten im Bekannten. Zum historischen Kriminalroman ‘Rungholts Erbe’ von Derek Meister (2006)
Adam Sobek
Quest. Kreisförmiges Handlungsschema in Simone Tives’ Kriminalroman. ‘Die Tage des Saturn’ und Hans Dieter Stövers ‘Tödliche Dosis’
Joanna Wolowska
Die Aufklärung des Verbrechens liegt in der ‘Geschichte’ der DDR. Am Beispiel der Romane von Anne Chaplet, Christian v. Ditfurth und Elisabeth Herrmann
TEIL II: REGIONALKRIMIS AUF DER SUCHE
Urszula Bonter
Stadt – Land – Mord. Einige Bemerkungen zu den aktuellen deutschen Regionalkrimis
Maike Schmidt
Berlin-Krimis seit 2000. Von der Metropole zur Provinz
Rafal Biskup
Zwischen Kriminalkomödie und Regionalidentität. Kömisorz Hanusik von Marcin Melon
Anna Volk
Adaptationen von regionalen Krimis im Fernsehen. Das Beispiel ‘Wilsberg’
Jürgen Joachimsthaler
Krimi – Antikrimi – Metakrimi. Joachim Maass: ‘Der Fall Gouffé’
Andrey Kotin
Das Böse der Banalität. Vladimir Nabokovs ‘König, Dame, Bube’ als künstlerischer Antikrimi
TEIL IV: DAS VERBRECHEN VON HEUTE
Agnieszka Dylewska
Ein Krimi ohne Auflösung? Zu Inka Pareis Roman ‘Was Dunkelheit war’
Gerda Nogal
(Selbst)Reflexion des Schreibprozesses zwischen Krimi- und Komikansätzen. Zu Birgit Vanderbekes ‘abgehängt’ (2002)
Wolfgang Brylla
Ist der Detektiv passé? Narrative Ermittlung des Selbstmordes in Rainer Wocheles Novelle ‘Der Flieger’
Jan-Moritz Werk
‘Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit’. Die Kurzgeschichten von Ferdinand von Schirach
TEIL V: INTERVIEW
Wolfgang Brylla
‘Kriminalromane sind das vielseitigste Genre überhaupt’. Gespräch mit Susanne Goga-Klinkenberg