Junge Menschen, die einen Teil ihrer Entwicklung in der stationären Kinder- und Jugendhilfe verbracht haben und den Übergang in ein selbstständiges Leben ohne stationäre Hilfe bewältigen, werden Care Leaver:innen bezeichnet. Der Übergangsprozess in ein selbstständiges Leben ist mit vielen Herausforderungen verbunden – zumal die Selbstständigkeit von jungen Menschen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe vergleichsweise früh erwartet wird. Für den Übergang benötigen die jungen Menschen daher nicht nur individuelle, sondern auch soziale Ressourcen. Im Gegensatz zu anderen jungen Menschen, können viele Care Leaver:innen diesen Prozess jedoch nicht mit der Rückversicherung ihrer Herkunftsfamilie und umfangreichem sozialem Rückhalt bewältigen.
Was also können die Hilfen zur Erziehung für eine gelingende Übergangsgestaltung bewirken? Und was müssen vor allem die Fachkräfte leisten, damit ein Übergang in das selbständige Leben gelingt?
Vor diesem Hintergrund haben der Bundesverband katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfe (BVk E) und das Institut für Kinder- und Jugendhilfe (IKJ) das Kooperationsprojekt ‘Care Leaver – stationäre Jugendhilfe und ihre Nachhaltigkeit’durchgeführt. Zentrale Projektergebnisse insbesondere aus dem quantitativen Teil der Untersuchung wurden bereits in der gleichnamigen Buchpublikation dargestellt.
In der vorliegenden Veröffentlichung liegt der Schwerpunkt daher auf den qualitativen Ergebnissen: Care Leaver:innen haben in Einzelinterviews sehr einprägsame Einblicke in ihre persönlichen Lebensverläufe innerhalb der stationären Hilfe zur Erziehung wie auch der Zeit des Übergangs gegeben. Ihre Biografien machen zunächst deutlich, welch’ beeindruckende Überlebenskräfte und Ressourcen junge Menschen an den Tag legen, um schwierige Lebenslagen zu meistern. Sie zeigen aber auch auf, wie bedeutsam sich psychosoziale Unterstützung – im richtigen Moment – für sie aus dem (Jugendhilfe-)Umfeld gestalten kann.
关于作者
Univ.-Prof. Dr. phil. Silke Birgitta Gahleitner, Studium der Sozialwissenschaften, Promotion in Klinischer Psychologie, langjährig als Sozialarbeiterin und Psychotherapeutin in der Praxis tätig. Seit 2006 lehrt sie als Professorin für Klinische Psychologie und Sozialarbeit an der Alice-Salomon-University of Applied Sciences in Berlin, 2012 bis 2015 verbrachte sie bei einem Forschungsaufenthalt am Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit an der Donau-Universität Krems. Forschungsgebiete sind: Biopsychosoziale Diagnostik, Beratung und Therapie, Psychosoziale Traumatologie, Genderforschung und qualitative Forschungsmethoden.