Georg Forster wurde in der Forschung bisher vor allem als Weltumsegler, Naturforscher, Reiseschriftsteller und Revolutionär untersucht und gewürdigt. Obwohl sich innerhalb seiner Schriften auch zahlreiche Kunstbeschreibungen finden, die neben Architektur- auch Landschafts- und Malereiansichten umfassen, stand eine grundlegende Untersuchung seiner Ästhetik und seiner Kunstbetrachtungen bis heute aus. Als Argument hierfür wird zumeist Forsters ‚anarchische Beschreibungswut‘, insbesondere in seinen „Ansichten vom Niederrhein“ geltend gemacht, die sich jedweder regelgeleiteten Kunstkritik wie auch den Richtlinien analytischer Kunstbeschreibung zu verweigern scheint.
Dass diese Verweigerung nicht aus Unvermögen geschieht, sondern explizites Programm der memoriakritischen Beschreibungsästhetik Georg Forsters ist, kann Kathrin Holzapfel in ihrer Arbeit zeigen. Durch seine Einsicht in das Unvermögen von Sprache, Bilder und Gesehenes unmittelbar abbilden zu können, gelingt Forster in seinem Werk eine Emanzipierung der Beschreibung, indem diese zum eigenständigen Medium und damit selbst zum Kunstwerk avanciert.
关于作者
Kathrin Holzapfel, geboren 1982, studierte an der Universität Kassel Germanistik und Geschichte für das Lehramt an Haupt- und Realschulen. Mit der vorliegenden Arbeit wurde sie 2013 in Kassel promoviert. Zuletzt war sie für den DAAD an der Universidad Metropolitana de Ciencias de la Educación und als Lehrbeauftragte des Deutschen Lehrerbildungsinstituts Wilhelm von Humboldt in Santiago de Chile tätig.