»Im Zwischenland« lautet der programmatische Titel von Lou Andreas-
Salomés 1902 erschienenem Novellenband mit »Fünf Geschichten aus
dem Seelenleben halbwüchsiger Mädchen«. Wie schon in ihrer Erzählung
»Ruth« von 1895, mit der der literarische Durchbruch gelang, gilt ihr
Interesse der sensiblen Phase des Übergangs von der Kindheit zum
Erwachsenwerden – ein Thema, das in der Zeit um 1900 den Nerv eines
breiten Publikums traf.
Musja, Ria, Lisa, Mascha, Dascha und Ljubow sind Suchende – ebensowie
Törless, Tonio Kröger und andere ihrer männlichen Pendants, die die
literarische Moderne kennt. Es ist vor allem die weibliche Sicht auf die
Adoleszenz und die unter diesem Blickwinkel erörterten psychologischen,
poetologischen und sprachphilosophischen Fragen, die das zeitgenössische
Publikum faszinierte und die noch heute den einzigartigen Reiz
dieser Texte ausmacht.
Die vorliegende Neuausgabe von »Im Zwischenland« ist die erste seit der
vierten Auflage 1925. Sie lädt zur Wiederentdeckung des Werkes ein, das
den geläufigen Literaturkanon der Moderne mit seinem Sujet und seiner
spezifisch weiblichen Perspektive aufs Interessanteste bereichert.
表中的内容
Zu Lou Andreas-Salomé 2
Zur Herausgeberin 2
Editorische Notiz 6
Im Zwischenland 7
– Im Zwischenland 9
– Vaters Kind 89
– Eine erste Erfahrung 153
– Die Schwester 215
– Wolga 276
Materialien 341
– Frieda von Bülow: Neue Bücher (1902) 343
– Eduard Platzhoff-Lejeune: Im Zwischenland (1902) 348
– Dr. P. E.: Im Zwischenland (1902) 351
– Anselm Heine: Die Emanzipation des Kindes in der Litteratur (1902/03) 353
– Karl Walcker: Notizen (1903) 357
– Arthur Eloesser: Neue Bücher (1903) 359
– Albert Geiger: Im Zwischenland (1903) 361
– Hermine von Hug-Hellmuth: Vom wahren Wesen der Kinderseele (1914) 365
Verzeichnis der Erstdrucke/Erläuterungen 376
Nachwort 415
Literatur 454
Siglen und Abkürzungen 461
Zeittafel 463
Personenverzeichnis 465
关于作者
Das Leben der Lou Andreas-Salome, die am 12. Februar 1861 in
St. Petersburg geboren wurde und am 5. Februar 1937 in Göttingen
verstorben ist, umfasst die Emanzipation vom zaristischen
Rußland mit Hilfe eines scharfen und sich keinerlei Zwängen
beugenden Verstandes, die finanzielle Unabhängigkeit mit Hilfe
der Schriftstellerei und die bereitwillige umfassende Akzeptanz
des psychoanalytischen Prinzips in Bewunderung ihres Gründers.
Die Stadien dieses Lebens könnten auch betitelt werden mit
den Namen der Weggefährten jener Zeiten – Friedrich Nietzsche,
Rainer Maria Rilke, Sigmund Freud –, man wird damit
jedoch diesem selbstbestimmten Frauenleben nicht annähernd
gerecht.
Eine ausführliche Lebensbeschreibung von Lou Andreas-Salomé
findet sich in: »Lou Andreas-Salomé. ›Wie ich dich liebe,
Rätselleben‹. Eine Biographie«, von Michaela Wiesner-Bangard
und Ursula Welsch, die als Taschenbuch bei Reclam Leipzig
2002 erschienen ist (2. akt. Aufl. 2008, 3. Aufl. 2017).