Sachsen zählt zu den bedeutendsten deutschen Industrieregionen, der industrielle Wandel kam hier schon sehr frühzeitig in Gang. Die Industrialisierung in Sachsen verlief jedoch keineswegs als plötzliche ‘Revolution’. Sie gründete vielmehr in den jahrhundertelangen Vorläufen einer Gewerbelandschaft, in der vor allem Textilien erzeugt und in alle Welt exportiert wurden. Die Transformation der sächsischen Textilexportgewerbe seit dem Ausgang des 18. Jahrhunderts öffnet daher den Blick für das Szenario einer ‘anderen’ Industrialisierung: Industrielle Strukturen bildeten sich erst allmählich über längere Zeiträume aus, große Fabrikunternehmen waren noch am Ende des 19. Jahrhunderts die Ausnahme, dezentrale Betriebsformen blieben erhalten oder prägten sich neu aus. Anders als die meisten Studien zur Industrialisierung beschränkt sich Michael Schäfer nicht auf den Bereich der Produktion, sondern nimmt zugleich die Sphäre des Marktes systematisch in den Blick. Er kann damit zeigen, wie der Zugang zu Rohstoff- und Absatzmärkten und die Konstellationen des Wettbewerbs auf diesen Märkten den Industrialisierungsprozess in den sächsischen Textilrevieren beeinflussten.
关于作者
Michael Schäfer promovierte an der Ludwig-Maximilians Universität München im Fach Neuere und Neueste Geschichte. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Angestellter an der Universität Bielefeld, wo er sich 2001 habilitierte. Seit 2002 lebt Schäfer in Dresden als freier Historiker und ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter in universitären Forschungsprojekten tätig. Er hat unter anderem Bücher zur Geschichte des Bürgertums, zur sächsischen Wirtschaftsgeschichte und zu Familienunternehmen und Unternehmerfamilien veröffentlicht. Momentan beschäftigt er sich mit dem Kreis um den Philosophen und Literaturnobelpreisträger Rudolf Eucken.