Im sozialistischen Osteuropa rückte ab den 1950er-Jahren mit der allmählichen Abkehr von utopischen Zielvorgaben für die nahe Zukunft die gegenwartsbezogene Konsolidierung der politischen, ökonomischen und sozialen Verhältnisse ins Zentrum politischen Handelns. Diese Phase des »entwickelten Sozialismus« gehört zu den dynamischsten Feldern der Osteuropaforschung. Sie löst sich zunehmend von Denkmustern des Kalten Krieges und nimmt vermehrt Fragen nach einem gemeinsamen oder geteilten Erbe postsozialistischer Gesellschaften und nach Ähnlichkeiten zwischen Ost- und Westeuropa in den Fokus. Die vorliegenden Beiträge setzen hier an und untersuchen in den Bereichen Arbeit, Konsum und Öffentlichkeit die Funktionsweise sozialistischer Gesellschaften. Dabei werfen sie die Frage nach der Erklärungskraft und Reichweite des Analysekonzepts »Sozialismus« auf: Reicht der Verweis auf die sozialistische Gesellschaftsordnung aus, um die beschriebenen Entwicklungen zu verstehen und zu erklären?
表中的内容
Nada Boškovska, Angelika Strobel und Daniel Ursprung
Einleitung
Ulf Brunnbauer
Der Mythos vom Rückzug ins Private: Arbeit, Konsum und Politik im Staatssozialismus
Anelia Kassabova
(Un-)sichtbare Arbeit: Die Mutter-und-Kind-Heime im sozialistischen Bulgarien
Malte Rolf
Leere »Räume des Jubels«: Zur Erosion der Kampagnenöffentlichkeit in der späten Sowjetunion
Ekaterina Emeliantseva Koller
Spaß und Freude zwischen Kontrolle und Agency: Spätsowjetische Feiertage in einer geschlossenen Stadt
Julia Obertreis
Massenmediale Öffentlichkeit, Unterhaltung und Politik: »Das Kabarett der älteren Herren« (Kabaret Starszych Panów) im polnischen Fernsehen
Kirsten Bönker
»Muscovites are frankly wild about TV«: Freizeit und Fernsehkonsum in der späten Sowjetunion
Radina Vu?eti?
Coca-Cola im sozialistischen Supermarkt: Die jugoslawische Konsumgesellschaft nach amerikanischem Vorbild
Julia Richers
Die Ambivalenz der sechziger Jahre: Ungarn zwischen Repression und »Gulaschkommunismus«
Autorinnen und Autoren