Freie Musiktheaterprojekte unterscheiden sich in ihren Produktionsbedingungen grundlegend von konventionellen Opernproduktionen: Grundlage ist meist nicht nur ein schriftlich fixiertes Werk, sondern es kommen verschiedene gleichberechtigte Aufführungsmittel (z. B. Musik unterschiedlicher Komponisten und Genres, diverse Texte, Filme) zum Einsatz. Nicht erst sechs Wochen, sondern häufig Monate vor der Premiere wird mit den Proben begonnen. Nicht nur klassisch ausgebildete Opernsänger, sondern vielmehr Darsteller unterschiedlicher Sparten (Schauspieler, Musiker, Tänzer) agieren auf der Bühne.
‘Labor oder Fließband?’ geht der Frage nach, inwiefern deutsche Opernbetriebe auch diesen Produktionsanforderungen gerecht werden können – ob sie als Fließband für vertraute oder als Labor für neue Musiktheaterformate fungieren können. In Gesprächen mit Sebastian Baumgarten, Heiner Goebbels, Christoph Homberger, Eberhard Kloke, Barrie Kosky, David Moss, Jochen Sandig und Arno Waschk werden die Möglichkeiten und Grenzen traditioneller Produktions-parameter – Sängerensemble, Chor und Orchester, die Guckkastenbühne, die Arbeitsteilung oder das Repertoiresystem – für freie Musiktheaterprojekte ausgelotet.
关于作者
1981 in Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg) geboren, studierte Philosophie, Musikwissenschaft und Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin, der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Université de Paris VIII (Vincennes – Saint-Denis), Musik- und Sprechtheaterregie an der Theaterakademie August Everding in München und nahm beim Weiterbildungsprogramm Executive Master in Arts Administration an der Universität Zürich teil. Er promoviert an der Freien Universität Berlin bei Prof. Dr. Clemens Risi zum Thema Dimensionen einer Analyse der Wahrnehmung von Musikaufführungen und war von 2008 bis Ende 2010 Wissenschaftlicher Mitarbeiter des DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs Kulturen des Performativen im Forschungsprojekt Musiktheater im Spannungsfeld von Notation und Performance. Er veröffentlichte Aufsätze zu Themen wie visuelle Dimensionen klassischer Instrumentalkonzerte, auditive Wahrnehmungsmodi bei der Erfahrung von Sprech- und Musiktheateraufführungen und dem Werkbegriff im Musiktheater.
Neben seinem Studium und seiner wissenschaftlichen Arbeit war er in der Musiktheaterpraxis tätig: Zwischen 2003 und 2007 hospitierte und assistierte er an Opernhäusern wie der Opéra Nationale de Paris, dem Royal Opera House, Covent Garden und der Komischen Oper Berlin. Zwischen 2007 und 2009 übernahm er die Produktionsleitung und die Dramaturgie bei verschiedenen freien Sprech- und Musiktheaterprojekten am HAU Berlin, beim Spielartfestival München, beim Zürcher Theaterspektakel sowie beim 100°-Festival Berlin. Zwischen 2009 und 2012 assistierte er dem designierten Intendanten der Komischen Oper Berlin, Barrie Kosky, bei dessen Vorbereitung seiner Intendanz. Seit August 2012 ist er Künstlerischer Assistent des Intendanten der Komischen Oper Berlin.