Wer heute nach Originaltexten zu Raoul Schindlers Rangdynamik sucht, wird kaum fündig, obwohl das Modell in der Forschungsliteratur häufig zitiert wird. Die Herausgeber Innen veröffentlichen erstmalig eine Auswahl von Texten Schindlers, die sie um eine Darstellung seiner Person und seines Wirkens sowie um eine Einbettung in den historischen Kontext der Gruppendynamik in Österreich ergänzen. So wird die Theorie der Rangdynamik in ihrer Differenziertheit nachvollziehbar und die Leser Innen werden zur Weiterentwicklung des Modells eingeladen.
Schindler ist sowohl im Feld der Psychiatrie als auch der Gruppendynamik und -therapie international bekannt. Mit seiner Theorie der Rangdynamik ermöglichte er die dynamische Positionierung von Gruppenmitgliedern sowie die Aufdeckung kritischer Störfaktoren, die das Lebendig-Dynamische in Gruppen behindern und zu Ausgrenzung und Erstarrung führen. Die Erkenntnis, dass Gruppen auch negative Auswirkungen auf den Gesundheitszustand von Individuen haben und gesellschaftliche Prozesse beeinflussen, zeigt, wie unerlässlich eine entwicklungsfördernde Interventionspraxis für Gruppenleiter Innen ist.
表中的内容
Zur Orientierung
I. Zur Person und ihrem Wirken im historischen Kontext
I.1 Raoul Schindler: Eine Biografie
I.2 Entwicklung der Gruppendynamik in Österreich: Schindler im Feld
I.3 Im Zentrum die Gruppe
II. Originaltexte
II.1 Auftrag und Orientierung: Bifokale Familientherapie (1952–1956)
Bifokale Gruppentherapie bei Schizophrenen
Übertragungsbildung und Übertragungsführung in der Psychotherapie mit Schizophrenen
Die Psychohygienische Aufgabe im Heimkehrerproblem
J.L. Moreno durchbricht einen depressiven Stupor
II.2 Vernetzung und Experiment: Rangdynamik (1957–1963)
Grundprinzipien der Psychodynamik in der Gruppe
Soziodynamik der Krankenstation
Der soziodynamische Aspekt in der »Bifokalen Gruppentherapie«
Sinn, Zweck und Aufbau des ÖAGG
Das psychodynamische Problem beim sogenannten schizophrenen Defekt
Der Gruppentherapeut und seine Position in der Gruppe
Personalisation der Gruppe
II.3 Reform und Gesellschaft: Omega (1966–1978)
Familientherapie in offener Gruppe im Rahmen einer Angehörigenberatungsstelle
Erfahrungen mit einem Hausparlament im psychiatrischen Krankenhaus
Was lehrt uns die Gruppenerfahrung für das Verständnis der Psychodynamik bei schizophrenen Psychosen?
Das Verhältnis von Soziometrie und Rangordnungsdynamik
»Pars pro Toto« als Funktion in Gruppendynamischer Sicht
Krise der Gruppe: Beratung durch die Gruppe
Störungen der Selbstfindung in der Gruppe: Behinderungen und Widerstände
Gruppenpsychotherapie an psychiatrisch-klinischen Stationen oder vom Kurhaus zur Gegenfamilie
II.4 Soziale Vision und Institutionalisierung: Macht (1986–1993) 259
Macht in der Organisation psychoanalytischen Wissens
Wandel des Gruppenverständnisses anhand 20 Jahre Internationale Trainingsseminare in Alpbach
Zur Optimierung des Chaos
Wie viel Krankheit braucht die Psychotherapie?
Interventionen in kritischen Situationen
II.5 Lehren und Weitergeben: Vermächtnis (2002–2008)
Dynamische Gruppenpsychotherapie im Prozess der Psychiatriereform
Ein Gespräch von Bernhard Dolleschka mit Raoul Schindler
Die Wurzeln der Psychiatriereform
Ein Gespräch von Peter Pawlowsky mit Raoul Schindler, dem Gründer von pro mente
»Mit dem Omega sind wir ja auch heut’ zutage noch nicht gut beisammen!«
III. Anhang
Glossar zur Theorie der Rangdynamik
Lebenslauf
Werkverzeichnis
Herausgeber_innen