Klar verständlich und unterhaltend schildern Stéphane Hessel und Elias Sanbar in einem von tiefem Humanismus geprägten Gespräch, wie sie jeweils den Nahostkonflikt erlebt haben. Hessel, der KZ-Überlebende, als stets eng mit der UNO verbundener Diplomat und Sanbar, der als Kind aus Palästina Vertriebene, als intellektueller Kämpfer für die Rechte seines Volks.
Warum, so fragen sie, werden die Resolutionen der UNO nicht umgesetzt, die Israel das Recht auf sichere Grenzen, den Palästinensern aber das Recht auf einen eigenen Staat zusprechen? Warum kommt es immer wieder zu Ausbrüchen von Gewalt auf beiden Seiten? Was für eine Rolle spielen die USA und die anderen Mächte in dem Konflikt? Welche unterschiedlichen Kräfte sind innerhalb Israels und innerhalb der palästinensischen Politik am Werk?
Beide kritisieren die Politik der Regierung Netanjahu/Lieberman, doch ihre Positionen entsprechen denen eines moderaten Zionismus, wie ihn viele israelische Intellektuelle und etwa die linksliberale Meretz-Partei vertreten. Vielleicht bedeutet diese Übereinstimmung, dass es doch noch eine Chance für den Frieden im Nahen Osten gibt. Ihre Botschaft: ‘Palästinenser und Israelis müssen ihren Konflikt aus der Sphäre des Heiligen, der Religion, herausführen und ihre Probleme in der Sprache profaner Politik formulieren.’
关于作者
Stéphane Hessel wird 1917 in Berlin geboren. Sein Vater ist der deutsch-jüdische Intellektuelle Franz Hessel, Autor, Übersetzer und Freund von Walter Benjamin. 1924 emigriert die Familie nach Frankreich. Hessel erwirbt die französische Staatsbürgerschaft. Während des Krieges arbeitet er für die Résistance, 1944 wird er von der Gestapo verhaftet und nach Buchenwald deportiert. Zweimal entgeht er dem Henker. Nach Kriegsende beginnt er eine Karriere als Diplomat und ist Sekretär der Kommission, die bei der UNO die Allgemeine Menschenrechtserklärung von 1948 erarbeitet. Danach widmet er einen großen Teil seines Lebens Fragen der Entwicklungspolitik. Im Oktober 2010 erscheint sein Bestseller Empört euch!
Elias Sanbar, geboren 1947 in Haifa, wächst im libanesischen Exil in Beirut auf, wo er mit zwanzig Jahren zum palästinensischen Widerstand stößt. Nach zwei Jahren in Paris kehrt er 1971 in den Libanon zurück. Er arbeitet dort am Institut für palästinensische Studien und erlebt die ersten Jahre des libanesischen Bürgerkriegs. 1980 gründet er zusammen mit Leila Shahid und Farouk Mardam-Bey in Paris die Revue d’études palestiniennes (Zeitschrift für palästinensische Studien), zu deren Redaktion er von 1981-2006 gehört. Unterdessen wird er zum Mitglied des palästinensischen Exilparlaments gewählt. 1991 nimmt er an der Konferenz von Madrid teil und 1992-1993 an den Verhandlungen in Washington. Seit 2006 ist er Botschafter Palästinas bei der UNESCO.