Biblische Frauen spielen eine bedeutende Rolle in verschiedenen Genres patristischen Schrifttums und in rabbinischen Texten: Etwa als Vorbilder für Frauen, manchmal auch für Männer, als Repräsentantinnen bestimmter Tugenden oder Laster, als Autoritäten in Streitfragen, als Ausgangspunkt für bestimmte Praktiken. Die Bilder, die die (fast immer männlichen) Autoren von den biblischen Frauen zeichnen, spiegeln stets den zeitgenössischen sozialen, kulturellen und religiösen Kontext wider, besonders im Hinblick auf weit verbreitete antike Vorstellungen über Frauen und über das Verhältnis der Geschlechter zueinander. Der Sammelband fragt nach der Präsenz und Sichtbarkeit bzw. Hörbarkeit und nach dem Bild biblischer Frauen in den spätantiken Texten. Er enthält Beiträge zu Rahab, zur ägyptischen Frau des Salomo, zur Geliebten des Hoheliedes, zu Judit, den vier Töchtern des Philippus und den Myrophoren der Evangelien, die Salben zu Jesu Grab bringen, und untersucht die Rezeption dieser biblischen Frauen in verschiedenen patristischen und rabbinischen Texten.
Über den Autor
Agnethe Siquans is Professor of Old Testament Studies at the Faculty of Catholic Theology at the University of Vienna. Her main research areas are inner-biblical exegesis, feminist exegesis, reception of the Old Testament by the Church Fathers, and the relationships between patristic Bible interpretation and Midrash. Currently, she is head of a research project about Exodus 1–2 in patristic and rabbinic interpretation. Recent publication: Die alttestamentlichen Prophetinnen in der patristischen Rezeption. Texte – Kontexte – Hermeneutik (Freiburg 2011).