‚Die resiliente Demokratie braucht kein Feindbild, aber einen starken Sinn für das, was Menschen miteinander verbindet und zusammenhält.‘
Dass Menschen mitfühlend und solidarisch sein können, bestätigen uns inzwischen die Neurowissenschaften. Dieser sechste, soziale Sinn braucht allerdings auch die Stütze einer entsprechenden «politischen Kultur». In ihrem glänzend geschriebenen Buch zeigen Aleida und Jan Assmann kulturelle Rahmenbedingungen für Gemeinsinn auf und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung unserer Demokratie.
Die gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Debatten sind von schroffen Alternativen geprägt: Brauchen wir universale Werte, oder müssen die Eigenarten unterschiedlicher Nationen und Kulturen anerkannt werden? Ist die Linderung von Not eine Sache des zivilgesellschaftlichen Engagements, oder befestigt man damit ungerechte Strukturen, die nur der Staat ändern kann? Aleida und Jan Assmann zeigen, dass solche Fragen falsch gestellt sind. Denn wir brauchen beides: universale Werte und den Respekt vor kollektiven Identitäten. Und zivilgesellschaftliches Engagement ist sehr wohl in der Lage, Strukturen zu verändern. Auf der Spur von Schlüsselbegriffen wie Solidarität, Brüderlichkeit, Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe, Empathie und Respekt und in der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Menschenbildern und Beziehungsstrukturen innerhalb und außerhalb Europas bestimmen sie neu, was Gemeinsinn sein kann. Sie fragen nach den Grundlagen einer demokratischen politischen Kultur und zeigen die Wirkungskraft von Gemeinsinn konkret an ermutigenden Beispielen von Schwimmbädern und Stolpersteinen bis hin zu Aufräumaktionen und Tafeln.
Über den Autor
Aleida Assmann ist Professorin em. für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem A. H.-Heineken- Preis für Geschichte (2014) sowie zusammen mit Jan Assmann mit dem Balzan Preis (2017) und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (2018).
Jan Assmann war Professor für Ägyptologie an der Universität Heidelberg und Honorarprofessor der historischen Fakultät an der Universität Konstanz. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Sigmund-Freud- Preis (2016).