Trotz sozialen und politischen Engagements wurden die Logischen Empiristen – allen voran die Mitglieder des Wiener Kreises – nicht für ihr überschwängliches Interesse an Ethik und Wertphilosophie bekannt. Abgesehen von wenigen radikalen metaethischen Ausführungen hätten sie keinerlei Interesse an Fragen der Moral und Lebenspraxis gezeigt. Ihnen wurde sogar vorgeworfen, Werte und Moral zu zerstören. Der Umstand, dass sich viele aus der Bewegung um Moritz Schlick, Rudolf Carnap und Otto Neurath diesen Bereichen sehr wohl zuwandten und sich in vielfältiger Weise dazu äußerten, wird bis heute kaum zur Kenntnis genommen. Die Autorinnen und Autoren unternehmen in diesem Band eine längst fällige Neubewertung logisch-empiristischer Positionen in Fragen von Werten und Moral und beleuchten die wissenschaftlich-humanistisch motivierte Ablehnung traditioneller Ethik jenseits vorherrschender Klischeebilder.
Inhaltsverzeichnis
Logischer Empirismus, Werte und Moral: Anmerkungen zur vorherrschenden Sicht.- Metaethik — Feind oder kritischer Begleiter von Moral und normativer Ethik?.- Höchster Moralismus und tiefste Skepsis gegenüber der normativen Ethik — Zu Wittgensteins Metaethik.- Die Ethische Gemeinde in Wien — Politik und Ethik während der Ersten Republik.- Wertphilosophische Abschweifungen eines Logischer Empiristen: Der Fall Carnap1.- „BLUBO-Metaphysik“: Die Verwerfung der Werttheorie des Südwestdeutschen Neukantianismus durch Carnap und Neurath.- Schlicks Fragen der Ethik und die vorherrschende Sicht logisch-empiristischer Ethik.- Abduktive Argumentationsformen in Krafts Moraltheorie.- Feigls naturalistische Moralkonzeption.- Mengers Logik für Ethik und Moral: Nichts von Sollen, nichts von Güte, nichts von Sinnlosigkeit.- Wissenschaftsphilosophie als kulturelle Aufgabe. Überlegungen zu Philipp Frank und Ernst Cassirer1.