Bis heute ist das Erbe Rosa Luxemburgs umkämpft. Auf der einen Seite stehen jene Strömungen, die sich in der Tradition der sozialistischen Revolutionen in Russland 1917 und Deutschland 1918 sehen. Sie kämpfen mit Luxemburg gegen die Anbiederung an bürgerliche Kräfte, gegen die Aufgabe eines sozialistischen Programms, gegen eine Abkehr vom revolutionären Kern des Marxismus. Auf der anderen Seite wird Luxemburg in akademischen Kreisen gelesen und diskutiert bis hin zu Richtungen, die mit Luxemburg gegen die Politik der Bolschewiki und die Machteroberung der Arbeiter*innenklasse durch einen Umsturz argumentieren. Dieser Prozess begann unmittelbar nach ihrem Tod, als Paul Levi nach seiner Rückkehr zur Sozialdemokratie aus der Kommunistischen Partei mit Luxemburg gegen die Politik der KPD, die sie selbst gründete, und die Politik der Bolschewiki, ins Feld zog. Dies bietet den Anlass der Schrift Clara Zetkins, die 1922 letztmalig im Verlag der Kommunistischen Internationale erschien. Bieten Luxemburgs Schriften selbst den Anlass zu den breit gefächerten Haltungen, die daraus geschlussfolgert werden? Zetkin untersucht die Behauptungen, die von Levi und anderen Reformist*innen nach ihm aufgeworfen wurden, stellt sie in den Kontext der realen Politik in Sowjetrussland und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis.
Über den Autor
Sozialistin und Mitbegründerin des internationalen Frauentags