Der Prophet Jeremia ist insofern einzigartig, als er von Gott Verantwortung für ‚Völker und Königreiche‘ übertragen bekommt. Diese universale Sendung spiegelt ein neues Verständnis Gottes wider und verdeutlicht damit zugleich ein verändertes Rollenverständnis für Prophetie im Alten Testament. Das Jeremiabuch fasst dabei Aspekte früherer großer Gestalten wie Mose, Amos, Hosea, Micha usw. in der Person des Propheten Jeremia zusammen.
Von seinem Leben erfahren wir so viel wie sonst von keinem der Propheten. Es ist vor allem ein Leidensweg, der äußerlich in Verfolgung und Todesgefahr gipfelt. Aber schlimmer noch sind die Einsamkeit des Propheten und der Schmerz über die Zurückweisung Gottes durch das Volk, die Jeremia innerlich zerreißen. Das nach ihm benannte Buch gibt aber auch Zeugnis von neuem Heil, das mitten aus dem Untergang aufblüht. Das wird gleich in der ersten Vision angedeutet, in der ein Mandelzweig Gottes Wachsamkeit über seinem Wort symbolisiert.
Über den Autor
Georg Fischer SJ, Dr. theol., Jahrgang 1954, trat 1972 in den Jesuitenorden ein und studierte in München, Innsbruck und Rom Philosophie und Theologie. 1981 wurde er zum Priester geweiht, ab 1985 gab er Bibelunterricht in vielen Ländern auf verschiedenen Kontinenten, seit 1995 ist er Ordinarius für Alttestamentliche Bibelwissenschaften und Orientalische Sprachen in Innsbruck. Fischer ist Autor zahlreicher Bücher und Artikel.