Die 1521 entstandene Lindauer Handschrift von Hartmanns ›Iwein‹-Roman, niedergeschrieben im Raum Augsburg, geht unmittelbar auf die möglicherweise älteste Überlieferung dieses Werkes vom Beginn des 13. Jahrhunderts, die Gießener Handschrift, zurück. Dies ist ein in der gesamten germanistischen Texttradition ziemlich einmaliger Fall, der spannende Einblicke eröffnet: Wie verfuhr man im 16. Jahrhundert bei der Umsetzung des mittelhochdeutschen Originals ins zeitgenössische Frühneuhochdeutsch? Wie reagierte man auf Verständnisprobleme, die angesichts von 300 Jahren sprachlicher Weiterentwicklung nicht aus bleiben konnten? Der buchstabengetreue Parallelabdruck beider Textfassungen in diesem Band erlaubt die minutiöse Nachverfolgung der angewandten Techniken. Ein ausführlicher sprachlicher Kommentar gibt hilfreiche Hinweise.
Über den Autor
Helmut Graser, Dr. phil., lehrte mittelalterliche und frühneuzeitliche Sprache und Literatur. Er arbeitet an einer Geschichte des frühneuzeitlichen Sprachgebrauchs der einfachen Leute.