Das Dreigestirn H. G. Adler, Elias Canetti und Franz Baermann Steiner gehört zu den interessantesten Exilgruppen der deutschen Nachkriegszeit. Sie schufen eine neue Form engagierter Dichtung, die zwischen Literatur und Politik agierte. Die prekäre Lage des Autors bildete die Basis des Selbstverständnis dieser drei, die es verstanden, trotz der Unterjochung, die sie erfuhren, die Gefahren der modernen Welt zu bannen. Man durchschaute das Grauen der Zeit. Man wehrte sich gegen die Attacken, welche das Jahrhundert mit sich brachte. Man war ausgeliefert. Man litt. Man verlor Identität und Heimat – und doch, man bediente sich der Sprache, um Grenzen auszuloten, Schrecken entgegenzuwirken und die Welt in neuer Form wiederherzustellen.
Über den Autor
Jeremy Adler, geb. 1947, ist der Sohn des Schriftstellers H. G. Adler (1910-1988) und Professor Emeritus für Germanistik am King’s College London. Er veröffentlichte 1987 eine Monographie zu Goethes »Wahlverwandtschaften‘ und (mit Ulrich Ernst) den Katalog »Text als Figur. Visuelle Poesie von der Antike bis zur Moderne‘ (3. Auflage, 1989). Seine Edition der »Dichtungen‘ von August Stramm erschien 1990, den Roman »Eine Reise‘ von H. G. Adler edierte er 1999. Mit Richard Fardon gab er eine zweibändige Ausgabe der »Selected Writings‘ von Franz Baermann Steiner heraus (Oxford und New York, 1999 – auf Deutsch 2008 bei Wallstein unter dem Titel »Zivilisation und Gefahr‘ erschienen).
Außerdem publizierte er mehrere selbständige Lyrik-Bände, darunter »At the Edge of the World‘ (1994).