Ausgehend von der These, dass das frühe Christentum an einer historischen Darstellung seiner Anfänge nicht interessiert war, gelangt Vinzent zu grundstürzenden Einsichten, die jahrhundertealte Vorstellungen infrage stellen: Die ältesten Zeugen sind weder die Evangelien noch die Apostelgeschichte, auch nicht die Briefe des Paulus. Es sind apokryphe Schriften, angebliche Briefe von Jesus oder Paulus, Leben von Aposteln oder jüdische Schriften. Den ersten christlichen Theologen ging es nicht darum, sich historisch der Person Jesu von Nazaret oder der Anfänge des Christentums zu vergewissern, sondern der ‚historische‘ Rekurs diente als antihäretisches Kampfmittel. Eusebius von Cäsarea hat im 4. Jh. diesem Rekurs zur Durchbruch verholfen – bis heute!
Über den Autor
Markus Vinzent, geb. 1959 in Saarbrücken, Professor für Theologiegeschichte bes. der Patristik am Department for Theology and Religious Studies des King’s College in London.