Das 17. Jahrhundert ist beherrscht von der Maschine. Sie dominiert als technische Konstruktion die Theorien und Praxen der wissenschaftlichen Revolution und bedingt entscheidend den Aufstieg der empirischen Wissenschaften. Als Metapher hat sie Erklärungskraft für barocke Modelle von Welt und Mensch, von Körper und Geist; bildlich repräsentiert sie kulturelle und natürliche, weltliche und religiöse Prozesse. Auch Literatur und Theater sind nicht ohne Maschinen zu denken. Darum geht es in diesem Buch: um die polyfunktionale Figur der Maschine in Bezug auf theater- und literaturästhetische Diskurse und Performanzen. Denn Maschinen haben im rationalistisch-mechanistischen Barockzeitalter nicht nur philosophischen Erklärungswert – sie besitzen zugleich Generierungspotenzial: das Potenzial, Neues und Anderes, Mögliches und Unmögliches zu generieren. Die Poiesis der Maschine in der barocken Theater- und Literaturästhetik steht zur Diskussion. Vorgestellt werden zwei zentrale poietische Prozesse: Die Maschine generiert literarisch-theatrale Möglichkeitsräume auf der Bühne und im Buch. Zum einen setzt die Theatermaschine die barocke Ästhetik des Spektakulären um, gesteigert in der maschinellen Theatralisierung der Welt im Rahmen des barocken Festes. Zum anderen inszeniert die Maschinenliteratur Technikutopien auf der Schnittstelle zwischen Wirklichkeit und utopisch-visionärer Möglichkeit – und steht damit für das noch nicht diversifizierte literarische System der Frühen Neuzeit ein. Den Hauptteil des Buchs bildet ein Repertorium, welches die Werkgruppe der ‚Theatra Machinarum‘ erstmals systematisch erfasst: gedruckte, ein- oder mehrbändige Technikschaubücher vom 16. bis 18. Jahrhundert, die reale und imaginierte Maschinen in Bild und Text präsentieren und sich, häufig durch einen theatermetaphorischen Titel, als Inszenierungen von Wissen auf einer Bühne ausstellen.
Über den Autor
Nikola Roßbach ist Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Kassel