Mit dem bürgerlichen Familienideal entwickelte sich auch ein neues Bild der Kindheit. Dem Kind wird ein spezieller Schonraum — ein Moratorium — zugestanden. Politik, Arbeit und Verantwortung sollten in diesem Moratorium keinen Platz haben, diese Bereiche waren den Erwachsenen vorbehalten. Doch Kindheitskonzepte lassen sich nicht auf das ‚bürgerliche‘ Moratoriumskonzept reduzieren. In sozialdemokratischen und sozialistischen Bewegungen des letzten Jahrhunderts entstanden alternative Vorstellungen über Kindheit. Sabine Andresen greift diese Differenz, die auch für pädagogische Debatten nach dem zweiten Weltkrieg relevant war, auf. Die Untersuchung über Kindheit und Politik am Beispiel sozialistischer Kindheitskonzepte im 20. Jahrhundert knüpft innovativ an die theoretischen Diskussionen der neueren Kindheitsforschung an.
Über den Autor
Prof. Dr. Sabine Andresen, Professorin für Sozialpädagogik und Familienforschung an der Goethe-Universität Frankfurt. Zu ihren Schwerpunkten zählen u.a. Kindheits- und Jugendforschung und die Geschichte der Sozialpädagogik.