Zwei Generationen nach dem Ende des Nationalsozialismus ist die Gedenkstättenpädagogik ein Arbeitsfeld, das sich etabliert hat. Die Professionalisierung und der Abschied von den Zeitzeug(inn)en lenken die Aufmerksamkeit auf die vielfältigen pädagogischen und psychologischen Fragen, die die Mitarbeiter(innen) bei ihrer Arbeit zu berücksichtigen haben und die bisher nicht zusammengefasst worden sind.
Da das Wissen, das durch NS-Gedenkstätten vermittelt wird, tief verunsichernd ist, braucht pädagogische Vermittlung an diesen Orten Orientierung – für Besucher(innen) und Mitarbeiter(innen) von Gedenkstätten gleichermaßen. Um den verschiedenen Funktionen von Gedenkstätten im Spannungsfeld zwischen Wissensvermittlung und Gedenken gerecht zu werden, ist eine Neuverständigung über realistische Ziele und zeitgemäße Methoden nötig.
Im Rahmen des Bundesmodellprojekts ‘Gedenkstättenpädagogik und Gegenwartsbezug – Selbstverständigung und Konzeptentwicklung’ haben Pädagog(inn)en aus 12 Gedenkstätten in Deutschland, Österreich und Polen ein Berufsbild Gedenkstättenpädagogik entwickelt. Ein Praxisteil mit Übungen zur Selbstreflexion zeigt auf, wie Qualifizierung und Weiterbildung in diesem Arbeitsfeld aussehen kann.
Tabla de materias
Inhalt
Barbara Thimm, Gottfried Kößler, Susanne Ulrich
Einführung
Projektbeteiligte
Wolf Kaiser
Gedenkstättenpädagogik heute
Qualifizierung von Fachkräften in der historisch-politischen Bildung an Gedenkstätten und anderen Orten der Geschichte des Nationalsozialismus
Berufsbild Gedenkstättenpädagogik
Theorie
Verena Haug
Staatstragende Lernorte
Zur gesellschaftlichen Rolle der NS-Gedenkstätten heute
Imke Scheurich
NS-Gedenkstätten als Orte kritischer historisch-politischer Bildung
Gottfried Kößler
Der Gegenwartsbezug gedenkstättenpädagogischer Arbeit
Susanne Ulrich
Mission impossible? Demokratielernen an NS-Gedenkstätten
Oliver von Wrochem
Geschichtsnarrative und reflexives Geschichtsbewusstsein im Bildungsprozess
Monique Eckmann
Identitäten, Zugehörigkeiten, Erinnerungsgemeinschaften
Der Dialog zwischen ‘Vermittlungsposition’ und ‘Empfangsposition’
Christian Geißler
Inklusive Gedenkstättenpädagogik
Heterogenität und Diskriminierung als Kategorien für die Reflexion und Konzeption pädagogischen Handelns
Helmut Wetzel
Feeling Facts und kommunikative Praxis
Bausteine einer psychologischen Architektur der Gedenkstättenpädagogik
Bildteil
Gedenkstätten aus der Perspektive der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Praxis
Übungen
Zum Selbstverständnis
1)Mein Bild vom Nationalsozialismus
2)Schlüsselerlebnisse
3)Aus gutem Grund
4)In wessen Auftrag?
5)Momentaufnahme
6)Gefühle erkunden
7)Selbstverständnis der Gedenkstätte
8)’Diversity-Check’ der eigenen Institution
Umgang mit Teilnehmenden und Gruppen
9)Führung inklusiv gestalten
10)Beweggründe für Vergleiche
11)Manipulation vermeiden
12)Meine Toleranzgrenze
13)Prinzip Freiwilligkeit
Umgang mit Vermittlungsmedien
14)Würde versus Beweis?
15)Perspektive: Geschlechterverhältnisse
16)Filmanalyse
Orientierungshilfen
Susanne Ulrich
Werte- und Entwicklungsquadrate
Susanne Ulrich
Was ist Toleranz?
Begleitung und Beratung
Barbara Thimm, Helmut Wetzel
Professionelle Begleitung durch Supervision
Uta George
Kollegiale Beratung – ein Erfahrungsbericht
Methodische Anleitung: Kollegiale Beratung
Fortbildungsangebot
Verunsichernde Orte – Weiterbildung Gedenkstättenpädagogik
Silvia Simbeck, Florian Wenzel
Wirkungen im beruflichen Alltag – Evaluationsergebnisse
Autor(inn)en
Beteiligte Institutionen:
Stiftung Jugendgästehaus Dachau
Fritz Bauer Institut
Akademie Führung & Kompetenz am C.A.P.
Stiftung ‘Erinnerung, Verantwortung und Zukunft’
Sobre el autor
Die Herausgeber(innen):
Barbara Thimm, Kulturpädagogin, langjährig in der historisch-politischen Bildung und Gedenkstättenpädagogik tätig; Projektleitung Bundesmodellprojekt ‘Gedenkstättenpädagogik und Gegenwartsbezug’ (2007-2010); Supervisorin (in Ausbildung)
Gottfried Kößler, Lehrer für Geschichte, Deutsch und Politik; stellvertretender Direktor des Fritz Bauer Instituts und Mitarbeiter im Pädagogischen Zentrum des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums Frankfurt am Main
Susanne Ulrich, Leiterin der Akademie Führung & Kompetenz am Centrum für angewandte Politikforschung (Universität München). Arbeitsschwerpunkte: Toleranz- und Demokratie-Lernen, Konflikt- und Diversitymanagement, Coaching und Praxisberatung