Die Suche nach der verlorenen Zeit spielt im Frankreich der Wende zum 20. Jahrhundert. Und sie beschreibt vornehmlich zwei soziale Schichten den Adel, der nur scheinbar noch davon überzeugt ist, die Geschicke des Landes zu bestimmen, und das Bürgertum, die aufstrebende gesellschaftliche Kraft, aus deren Schoß das neue, das innovative Politik, aber auch in der Kunst entsteht. Der Ich-Erzähler an einer einzigen Stelle erfahren wir, dass er Marcel heißt, erfahren aber gleich auch, dass Marcel nicht völlig mit dem Autor identisch ist. Dieser Ich-Erzähler erlebt eine behütete Kindheit in Paris und während der Ferien auf dem Lande. Seine Familie ist wohlhabende Bourgeois, die sich einen aufwendigeren Lebensstil leisten können. So fasziniert ihn ein Kunstsammler und führt ihn in die Welt der Kunst, aber auch in die merkwürdige Welt der erotischen Abhängigkeiten ein. Eines Abends berührt den künftigen Dichter ein Theaterbesuch, und plötzlich glaubt er zu wissen, dass der einzige Beruf, der je für ihn infrage kommen wird, der des Schriftstellers ist. Aber der Erzähler merkt bald, dass seinen Wesenszügen auch eine ausgeprägte Faulheit gehört. Die energische Leistung ist seine Sache nicht. Er ist verzettelt. Hinzu kommt eine immer wieder auftauchende Krankheit, die seine Aktivitäten lähmt. Seine Stärke liegt vielmehr in den Empfindungen, dem Vermögen, diesen Empfindungen künstlerischen Ausdruck zu verleihen.
Bin ich jetzt mitteile. Meine Damen und Herren. Der Schriftsteller Marcel Proust, Sohn eines angesehenen und einer reichen jüdischen Erbin war, wird sich das vermutlich nicht sonderlich überraschen. Er konnte auch von einem Gottes Wort gebannt, eine Stunde lang unbewegt vor einem blühenden Rosenstrauß meditieren. Ich könnte ja auch noch anfügen. Zeit seines Lebens an einer Lungenkrankheit litt selbst.
Der schwärmerische Katholik, Dichter, Ex-Diplomat und was weniger bekannt ist Menschenhändler, nannte Proust eine grell geschminkte Jüdin, demonstrierten Abscheu konnte man von einem Mann seines vornehmen Standes schwerlich erwarten.
Dem Ruhm von Marcel Proust hat es nicht geschadet. Schon ein Jahr nach des Dichters Tod widmete die berühmteste Literaturzeitschrift Frankreichs, La Novelle Marcel Proust und Marcel Proust, eine Gesamtausgabe.
Dann setzte der Kult ein, aber der hatte vielleicht schon zuvor begonnen, hatte begonnen, als das Foto von Marcel Proust auf seinem Totenbett überall in Paris als Postkarte zu erwerben war. Das war der erste Schritt zur Unsterblichkeit. Zur wirklichen überwindung der Zeit. Der Fotograf Man Ray war schließlich schon damals ein berühmter Künstler. Den großen Künstler aus vollem Herzen.
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