Nicht erst in späteren Arbeiten wie dem berühmten Vortrag ›On Myself‹ hat Thomas Mann versucht, mittels eigener Texte Einfluss auf sein öffentliches Bild zu nehmen. Der vorliegende Aufsatz ›Im Spiegel‹ erschien bereits am 15. Dezember 1907 im Rahmen der gleichnamigen Rubrik in Das literarische Echo. Die in übermütigem und ironischem Ton gehaltene Selbstbiographie, auf die Mann wohl mehr Sorgfalt verwendet hatte, als er zugab, wurde in der Folge sehr populär und mehrfach in unterschiedlichen Medien abgedruckt. Parallelen zur Geschichte des Felix Krull sind offensichtlich und zeigen auf, inwiefern Thomas Mann das Motiv des Künstlers, dessen Dasein als Hochstapler sich hinter einer bürgerlichen Fassade verbirgt, immer wieder in unterschiedlichen Kontexten aufgriff.
Circa l’autore
Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.