»Eine rein persönliche Haltung wird das sicherste Mittel sein, mich vor einer Blamage zu schützen«. Gemäß dieser Maxime entwickelt Thomas Mann seine Argumentation in diesem Artikel, den er im September und Oktober 1921 verfasste, entlang der eigenen Biographie. Seit den ›Betrachtungen eines Unpolitischen‹ (1918) hatte sich seine Haltung verändert, er war mittlerweile zu einem Befürworter der Republik geworden und argumentiert hier ganz in diesem Sinne. Besorgt um die öffentliche Rezeption des sonst so um Synthese und Kontinuität bemühten Schriftstellers überzeugte Katia Mann ihn, den Text zunächst nicht zu veröffentlichen. Es ist bezeichnend, dass daraufhin Gerüchte aufkamen, Mann habe einen antisemitischen Text verfasst und aus diesem Grund einen Rückzieher gemacht – obwohl das Gegenteil der Fall war. Der Artikel wurde schlussendlich erst 1966 veröffentlicht, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 15. Januar.
Circa l’autore
Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.