Durch den demografischen Wandel geht das Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland bis 2050 deutlich zurück. Gleichzeitig steigt das Durchschnittsalter der Beschäftigten. Für die Tarifpolitik besteht daher Handlungsbedarf. Allerdings dürfen sich eventuelle Änderungen nicht nur auf die Lohnbildung beschränken, sondern sollten auch die qualitative Tarifpolitik erfassen. Zukünftig müssen die Löhne stärker als bisher auf Arbeitsmarktengpässe reagieren. Da der demografische Wandel nicht nur Branchen, sondern auch einzelne Betriebe unterschiedlich herausfordert, können die Tarifparteien aber immer nur Rahmenbedingungen setzen, die von den Betriebsparteien bei Bedarf umgesetzt werden. Grundsätzlich gilt: Der lohnpolitische Verteilungsspielraum darf auf der Tarifebene nicht vollständig ausgeschöpft werden, damit auf der Betriebsebene der notwendige Spielraum verbleiben kann. Die qualitative Tarifpolitik sollte dazu beitragen, die Erwerbsneigung vor allem von Frauen und älteren Arbeitnehmern zu fördern. Ziel sollte sein, den Erwerbspersonenrückgang durch längere Verweilzeiten im Arbeitsmarkt aufzufangen. Eine Analyse von Demografietarifverträgen zeigt, dass die Weichen dafür in vielen Branchen bereits gestellt sind.
O autorze
Dr. rer. pol. Hagen Lesch, Studium der Volkswirtschaftslehre und Promotion an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn; von 1991 bis 2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut „Finanzen und Steuern“, Bonn; seit 2000 im Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Senior Economist im Arbeitsbereich „Lohn- und Tarifpolitik, Arbeitskämpfe“; seit Juli 2011 zudem Leiter des Kompetenzfelds „Strukturwandel, Einkommen, Lohnfindung“. Alexander Mayer, B.Sc., Studium der Volkswirtschaftslehre (B. Sc.) in Köln von 2009 bis 2012 und seit 2012 Economics (M. Sc.) an der Universität Bonn; seit 2013 im Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Forschungsassistent im Kompetenzfeld „Strukturwandel, Einkommen, Lohn?ndung“. Lisa Schmid, B.A., Studium der Soziologie (B. A.) an der Universität Mannheim von 2009 bis 2012 und seit 2012 der Soziologie und Empirischen Sozialforschung (M. Sc.) an der Universität zu Köln; seit 2013 im Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Forschungsassistentin im Kompetenzfeld „Strukturwandel, Einkommen, Lohn?ndung“.