Publius Cornelius Tacitus: Germania – Über Ursprung und Sitten der Germanen | Neuausgabe 2022 | Mit einem Vorwort des Herausgebers, Nachwort des Übersetzers und mehr als 130 erläuternden Fußnoten |
Tacitus’ »Germania« spielt eine ganz besondere Rolle in der Genese der deutschen Nation, denn sie bildete von Anbeginn das einzige konsistente ethnographische Werk über dieses Volk, das eigentlich keines war. Und sie prägte den Mythos des großen, starken, blonden, blauäugigen und unerschrockenen Germanen: Unverdorben, ehrlich, natürlich und freiheitsliebend. Nur zu gerne bedienten sich Nationalisten durch die Jahrhunderte hinweg dieser Klischees, kulminierend in der Hybris des »Dritten Reichs«. Obwohl es genau das sind: Klischees; und sie waren es bereits zu Tacitus’ Zeiten: Denn mit seiner Überhöhung der Germanen kritisiert der römische Staatsmann und Historiker gleichzeitig die Zustände im dekadent und satt gewordenen Rom.
O autorze
Publius Cornelius Tacitus (58 bis ca. 120) stammte aus einer wohlhabenden Familie in Oberitalien und wurde durch seine Ausbildung wohl schon von Kindesbeinen an auf eine Karriere im römischen Staatsdienst vorbereitet. Er begann seine Laufbahn als Rechtsanwalt, seine intellektuelle Brillanz ließ ihn bald in höchste Ämter aufsteigen. Im Alter von etwa 40 Jahren nahm er seine schriftstellerische Tätigkeit auf. Hauptwerke sind die »Annalen« und die »Historien«, die der römischen Geschichte gelten. – Sowohl als Redner als auch als Schriftsteller ragte Tacitus weit über die meisten seiner Zeitgenossen hinaus. Das Latein seiner Texte gilt als vorbildlich, seine scharfen und sprachlich brillanten Analysen haben das moderne Bild vom Römischen Reich im 1. Jahrhundert n. Chr. wesentlich geprägt.