’Oh dieses Zeitungsdeutsch! Dieses unselige Zeitungsdeutsch’ ist seit den Anfängen des deutschen Zeitungswesens immer wieder Gegenstand kontroverser Diskussionen, die im 19. Jahrhundert in einen regelrechten Krieg zu münden scheinen. Die Zeitung entwickelte sich jetzt erstmals zu einem multifunktionalen Massenmedium und wurde von der Sprachwissenschaft entsprechend als wichtiger Baustein schriftsprachlicher Standardisierungsprozesse betrachtet. Dennoch wurde ihre zeitgenössische Wahrnehmung bislang keiner eingehenden wissenschaftlichen Betrachtung unterzogen. Tina Theobald schließt diese Lücke, indem sie das Denken über die Wechselwirkung zwischen Presse- und Sprachentwicklung im 19. Jahrhundert rekonstruiert. In einer breit angelegten Diskursanalyse untersucht sie, welche Personen sich über den Einfluss der Presse äußern, welche Kritikpunkte sie vorbringen, und vor allem, wie diese motiviert sind. Indem die Studie die kritische Reflexion über die Presse in Beziehung setzt zu den zeitgenössischen Entwicklungen, bietet sie einen entscheidenden Beitrag zur Presse-, Sprachgebrauchs- und Sprachbewusstseinsgeschichte des 19. Jahrhunderts.
O autorze
Tina Theobald ist Lehrbeauftragte für Medientheorie, Mediendidaktik, Mediensprache an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg