Die Rede vom „russischen Raum“ bezieht sich nicht nur auf ein Stereotyp, sondern auf eine empirische Erfahrung, der die Weite und Größe Russlands – ob nun als Russisches Reich, Sowjetunion oder Russländische Förderation – zugrundeliegen. Dabei geht es nie nur um die physisch-geographische Ausdehnung eines Territoriums, sondern um die Implikationen eines spezifischen Raumes für den Verlauf von Geschichte, nicht zuletzt für die „Topographie der russischen Seele“ (Nikolaj Berdjaev). In der Vergangenheit ist der Diskurs zum „russischen Raum“ – wenn überhaupt – vorwiegend in völkerpsychologischen, essentialistischen und deterministischen Kategorien geführt worden. Der epochale Vorgang der Auflösung der Sowjetunion einerseits und die neue Aufmerksamkeit für die räumliche Dimension geschichtlichen Geschehens andererseits eröffnen eine Perspektive, in der Raum und Raumbewältigung als Probleme russischer Geschichte neu gedacht werden können.
Mit Beiträgen von Mark Bassin, Oksana Bulgakowa, Roland Cvetkovski, Susi K.Frank, Klaus Gestwa, Carsten Goehrke, Wladislaw Hedeler, Katharina Kucher, Christian Noack, Susan E.Reid, Frithjof Benjamin Schenk, Karl Schlögel.