Opfer können selbst zu Täter*innen werden, da sie ihre eigenen Grenzen oft nicht mehr angemessen wahrnehmen, schützen oder verteidigen können. Dies betrifft nicht nur sexuelle Übergriffe, sondern auch Diskriminierungen, Stigmatisierungen oder die Anwendung struktureller Gewalt gegen Einzelne. Hilflosigkeit entsteht, die zu Ohnmacht, Wut oder dem Drang nach Zerstörung von Objekten oder Personen führen kann.
Die Beiträger*innen untersuchen die Beziehungen von Opfern und Täter*innen aus ökosozialen und therapeutischen Perspektiven. Auch die Betroffenensicht wird durch den Bericht einer Patientin, die selbst Opfer war, integriert. Es wird dazu angeregt, über den eigenen Status als »Opfer« oder »Täter*in« nachzudenken, die Auseinandersetzung mit dem Thema Trauma und Gesellschaft zu vertiefen sowie eine neue Wertekultur in der Psychotherapie zu entwerfen.
Mit Beiträgen von Marie-Luise Althoff, Mathias Becker, Angelika Eibach-Bialas, Bärbel Heise, Jochen Kehr, Rebecca Kitzmann, Jennifer Mioc, Wiebke Pape, Franz Resch, Ulrich Sachsse, Beate Schneider, Sabine Trautmann-Voigt, Beatrix Vill, Ralf Vogt und Bernd Voigt
Cuprins
Einleitung
Sabine Trautmann-Voigt & Bernd Voigt
1 Die »Täter-Opfer-Wippe«
Eine dynamische Perspektive auf Gewalt und Trauma
Sabine Trautmann-Voigt & Bernd Voigt
2 »Wenn die Wippe kippt«
Werteorientierte Psychotherapie in der Täter-Opfer-Dynamik
Jochen Kehr
3 Mobilität und Sesshaftigkeit, wie freiwillig ist das?
Psychosomatische und psychische Aspekte
eines Wertewandels in der Gesellschaft
Beatrix Vill
4 Zur Rolle des Zuschauers in der Täter-Opfer-Dynamik
Die Mentalisierung des Abjekten
Marie-Luise Althoff
5 Rituelle Gewalt
Ausprägungen und Folgen für die Betroffenen
Angelika Eibach-Bialas
6 Die Täter-Opfer-Helfer-Dynamik aus Sicht der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
Jennifer Mioc
7 Täter, Opfer und Helfer im Spiegel des Uppgivenhetssyndroms
Rebecca Kitzmann & Mathias Becker
8 Trauma und Destruktivität
Zur Entwicklungspsychopathologie von Täterschaft und Opfersein
Franz Resch
9 Täter-Opfer-Dynamiken in der stationären traumaorientierten Psychotherapie
Wiebke Pape
10 Täterübertragungen, Täterintrojekte und
Täterbindungen in der neuen Begrifflichkeit
des SPIM-30-Behandlungsmodells
Neue Wege in der Traumatherapie: Ein integratives Konzept
Ralf Vogt
11 Rache als destruktive Wiedergutmachung
Ulrich Sachsse
12 Balancieren zwischen Opfer-Täter*innen-Dynamiken in Behandlungen von Essstörungen
Bärbel Heise
13 Mosaiksteinchen meiner Kindheit – oder: Perspektiven eines »Opfers«
Beate Schneider