Der Sammelband Bildung als Kunst, der sich den Bildungskonzepten Fichtes, Schillers, Humboldts und Nietzsches widmet, stellt sich einer doppelten Aufgabe: Zum Einen soll das theoretische Profil einer Epoche in den Blick genommen werden; zum Anderen sollen die Züge dieses Profils interdisziplinär und systematisch fruchtbar gemacht werden. Nur ein solcher Ansatz ist der Bildungstheorie des 18. und 19. Jahrhunderts angemessen, in der auf vielfache Weise Überlegungen verschiedener Disziplinen verarbeitet werden und die sich in permanenter Auseinandersetzung mit der europäischen Aufklärung vollzieht, um so zu einer Selbstaufklärung der Vernunft beizutragen. Auch beim Konzept der ästhetischen Bildung handelt es sich um einen solchen Metadiskurs, der sich am Schnittpunkt von Pädagogik, Philosophie und Kunst konstituiert. Gerade an ihm lassen sich daher eine Fülle von ideengeschichtlichen Aspekten herausarbeiten. Dies gilt zumal deswegen, weil sich am Thema der ästhetischen Bildung auch ethische Fragen entzünden, die nach Schillers Überzeugung hier angemessener beantwortet werden können als in einer an Kant orientierten Moralphilosophie.
Die Beschäftigung mit diesem Konzept eröffnet darüber hinaus neue Perspektiven auf die Bildungsdebatte der Gegenwart. Es ist bekannt, aber doch nicht hinreichend erkannt, dass die für diese Debatte entscheidenden Grundkonzepte bereits im 18. Jahrhundert entwickelt worden sind. Die moderne ‘Wissensgesellschaft’ droht jedoch Einsichten dieser Tradition zu verspielen. Der emphatische Begriff der ästhetischen Bildung gehört aber zu den Bildungsgütern, die nicht schadlos zu entsorgen sind, sondern vielmehr für ein modernes Konzept von Subjektivität fruchtbar zu machen sind.
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Jürgen Stolzenberg und Lars-Thade Ulrichs, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.