Viele Ängste treiben die Menschen heute um: Angst um ihre Sicherheit, Angst um die natürliche Umwelt, Angst um ihre Gesundheit. Die wirklichen Gefahren sind so gering wie nie zuvor, aber die Sorge ist über die Maßen gewachsen. Bewachen, behüten und bewahren: Das sind die Losungen der neuen Besorgnisgesellschaft. Sie hat Sicherheit, Gesundheit und Umwelt zu ihren höchsten Gütern erkoren, und sie schreckt nicht davor zurück, die Einzelnen „zu ihrem eigenen Wohl“ nach Kräften zu bevormunden.
Günter Ropohl nimmt in seinem neuen Buch die Auswirkungen dieser Besorgnisgesellschaft am Beispiel der Tabakdiskussion aufs Korn: Gesundheitsmissionare, die das Rauchen verbannen wollen, haben den Menschen eine massive Bedrohung durch das „Passivrauchen“ eingeredet. Die Nichtraucher würden durch Tabakrauch auch in geringen Spuren ernsthaft erkranken und müssten unbedingt davor geschützt werden, heißt es, doch keine wissenschaftliche Untersuchung habe das schlüssig beweisen können. Die Tabakbekämpfung erscheint somit Ropohl zufolge als neuer Klassenkampf von oben nach unten, der Millionen von Menschen in der Freiheit ihres persönlichen Lebensstils einschränkt. Neben den Rauchern droht demnächst auch den Fleischliebhabern, den Freunden alkoholischer Getränke und den Vollschlanken eine Gesundheitsdiktatur staatlicher Bevormundung.
Om författaren
Günter Ropohl, Jahrgang 1939, Ingenieur und Philosoph, war bis 2004 Professor für Allgemeine Technologie an der Universität Frankfurt am Main. Zu seinen Veröffentlichungen gehören ein Standardwerk zum gesellschaftlichen Verständnis der Technik (Allgemeine Technologie, 3. Aufl. 2009), Bücher über Entwicklungen in den Technikwissenschaften (Wie die Technik zur Vernunft kommt, 1998) und zur Philosophie der technologischen Bildung (Technologische Aufklärung, 2. Aufl. 1999; Arbeits- und Techniklehre, 2004) sowie eine Einführung in ganzheitliches Denken (Allgemeine Systemtheorie, 2012). Ferner hat er über die Chancen und Risiken der Technisierung gearbeitet (Ethik und Technikbewertung, 1996). In den letzten Jahren hat er sich auch der Technikbewertung der Tabakprodukte zugewandt. Er lebt und arbeitet in der ehemaligen badischen Residenzstadt Durlach, heute ein Ortsteil von Karlsruhe.