Hat Europa ein Ungleichheitsproblem? Die Coronapandemie hat jedenfalls viele Menschen in Not gebracht. Der Aufstieg populistischer Bewegungen ist ein weiteres Signal, dass etwas im Argen liegt. Viele in Europa empfinden ihre Wirtschaft nicht mehr als fair. Aber liegt das an zu viel Ungleichheit oder ist es nur eine Frage der Ideologie? Und ist Ungleichheit überhaupt etwas Schlechtes?
Um das zu beantworten, werfen wir einen Blick in die Statistiken. Wir schauen aber auch: Wie ist das in der Praxis, wenn Menschen nur mit Mühe über die Runden kommen? Die Vorstellungen darüber, wie sich Ungleichheit auswirkt und welche Bedeutung sie hat, gehen auseinander – auch das müssen wir berücksichtigen.
Fördert Ungleichheit den Unternehmergeist und damit Innovationen, weil sie zum Kampf um sozialen Aufstieg anstachelt? Oder beeinträchtigt sie Lebenschancen, weil sie sich verfestigt, soziale Mobilität blockiert und dadurch die Innovationskraft hemmt?
Und braucht irgendjemand wirklich eine Milliarde Euro? Wenn wir einen Euro übrighaben, wie schaffen wir damit mehr Glück: Wenn wir ihn den Reichen geben oder den Armen? Eine klassische Frage in der Wirtschaftswissenschaft, die heute oft nicht mehr gestellt wird.
Tessa Bending forscht in der Abteilung Volkswirtschaftliche Analysen der Europäischen Investitionsbank (EIB) zu Fragen der gesellschaftlichen Teilhabe, sozialen Entwicklung und Wirkungsmessung. Die Abteilung liefert Analysen zu zentralen Investitionsfragen, die in die internationale wirtschaftspolitische Diskussion einfließen.
Dies ist der sechzehnte Essay aus der Reihe Big Ideas der Europäischen Investitionsbank. Auf Einladung der EIB schreiben internationale Vordenkerinnen, Vordenker und Fachleute über die drängendsten Themen unserer Zeit. Ihre Essays zeigen uns: Wir müssen umdenken, wenn wir die Umwelt schützen, die Chancengleichheit fördern und das Leben der Menschen weltweit verbessern wollen.
เกี่ยวกับผู้แต่ง
Tessa Bending arbeitet als Volkswirtin und Anthropologin in der Abteilung Volkswirtschaftliche Analysen der Europäischen Investitionsbank.
Sie kam 2014 zur EIB und befasste sich zunächst mit der Wirkung der Entwicklungsaktivitäten der Bank. Außerdem half sie der Abteilung, ihre Forschungsergebnisse und strategischen Botschaften insgesamt besser zu vermitteln. Gegenwärtig beschäftigt sie sich auch mit Fragen der sozialen Teilhabe in der Europäischen Union und den sozialen Auswirkungen der Klimawende.
Nach dem Studium im Vereinigten Königreich begann die gebürtige Britin ihre berufliche Laufbahn mit der Forschung zu Landrechtskonflikten in Malaysia. In ihrer Arbeit Penan Histories (K I T LV Press, 2006) beschreibt Bending, wie Mitglieder einer indigenen Gemeinschaft in Sarawak im malaysischen Teil Borneos versuchten, ihre Beziehungen zum Staat, zu Holzeinschlagfirmen und zu westlichen Umweltschützern zu regeln. Indem sie verschiedene Sichtweisen darlegt, zeigt Bending auch auf, in welche Fallen wir tappen, wenn wir die Geschichten anderer Menschen erzählen – und wie schwer es ist, dem tatsächlich Geschehenen gerecht zu werden.
Tessa Bending hat an der School of Development Studies der University of East Anglia, Großbritannien, promoviert. Nach ihrem Umzug nach Rom im Jahr 2007 war sie als Beraterin zu Landrechtsfragen für die Vereinten Nationen und zivilgesellschaftliche Organisationen tätig.
Tessa Bending lebt heute mit ihren drei Kindern in Luxemburg.