Der Generationenvertrag umfasst den gegenseitigen Austausch von Leistungen zwischen Menschen unterschiedlichen Alters im privaten wie im öffentlichen Bereich.
Der Vertrag gilt als fair, wenn Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens gleich viele Leistungen erhalten, wie sie selber erbringen.
Die Alterung der Gesellschaft wird jedoch die Kräfteverhältnisse zwischen den Altersgruppen, und damit die Leistungsbilanz einer Kohorte, drastisch verändern. Eine Änderung des Generationenvertrags drängt sich auf.
Im privaten Bereich müssen die Rollen der Familienmitglieder angepasst werden, um den immer knapperen Personalressourcen entgegenzuwirken.
Es liegt in der Verantwortung jedes Menschen, im Alter möglichst lang von Dritten unabhängig zu bleiben, z. B. dank altersgerechtem Wohnen oder gesunder Lebensführung.
Mehr Flexibilität am Arbeitsplatz könnte Angehörigen helfen, trotz erhöhter Distanz und geringerer zeitlicher Verfügbarkeit Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.
In der Alterspflege könnte eine Spezialisierung der Angehörigen auf Hilfeleistungen und der Fachpersonen auf Pflege zu einem effizienteren Ressourceneinsatz führen.
Die zu erwartenden demografiebedingten Mehrkosten für die öffentliche Hand sind beträchtlich. Der Umfang und die Finanzierung staatlicher Leistungen müssen neu definiert werden.
Eine Subventionierung der Benutzer statt der Anbieter im (vor)schulischen Bereich könnte Angebote fördern, die – quantitativ und qualitativ – effektiv nachgefragt werden.
Ein obligatorisches Vorsparen für die Alterspflege könnte eine generationengerechtere Finanzierung der Kosten sichern und Fehlanreize beseitigen.
Die Aufhebung des gesetzlichen Rentenalters und die Einführung einer Schuldenbremse in der AHV würden die Zunahme impliziter Schulden erschweren.
关于作者
Jérôme Cosandey (* 1970), Dr., promovierte an der ETH Zürich und hält einen Master der Universität Genf in internationaler Wirtschaftsgeschichte. 1998–2005 Tätigkeit bei einem internationalen Beratungsunternehmen, danach in leitender Stellung bei einer Grossbank. Seit 2011 bei Avenir Suisse.
Der 1999 von 14 internationalen Firmen ins Leben gerufene Think-Tank Avenir Suisse wird heute von über 100 Förderern aus allen Regionen der Schweiz, und zwar von Firmen unterschiedlichster Grössen aus allen Branchen, aber auch von Privatpersonen unterstützt. Er befasst sich mit der Zukunft des Standorts Schweiz und entscheidet völlig unabhängig über Themen und Projekte. Avenir Suisse will frühzeitig reformpolitischen Handlungsbedarf erkennen und mit Denkanstössen und Vorschlägen zur Lösung von Problemen beitragen. Zu diesem Zweck erarbeitet der Think-Tank selbst oder in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Fachleuten aus dem In- und Ausland längere und kürzere Analysen, er organisiert aber auch Tagungen und Foren aller Art. Besonders hohe Bedeutung misst er der möglichst verständlichen und praxisnahen Aufbereitung der Studienergebnisse sowie deren Bekanntmachung bei. Avenir Suisse ist nicht neutral. Die Werthaltung ist konsequent liberal und marktwirtschaftlich. Dies verpflichtet zu klaren – auch unbequeme – Positionsbezügen.