Das moderne staatsrechtliche Denken kann die Frage nach der Zugehörigkeit eines Territoriums zu einem größeren Staatswesen nur mit Ja oder Nein beantworten. Im Mittelalter dagegen waren eigentümliche zwischenherrschaftliche Beziehungen, insbesondere lehensrechtlicher Art, entstanden, die sich heutigen Kategorien entziehen. Seit der Entstehung der Nationalstaaten jedoch haben Historiker und Politiker immer wieder versucht, politische Ansprüche durch Rückgriff auf solche vormodernen Herrschaftsverhältnisse zu legitimieren.
表中的内容
Dietmar Willoweit und Hans Lemberg: Einführung I. Matthias Weber: ‘Ausbeutung der Vergangenheit’. Zur historiographischen Bearbeitung der Stellung Schlesiens zwischen dem Heiligen Römischen Reich und den Königreichen Polen und Böhmen Marian J. Ptak: Schlesien und seine Beziehungen zu Polen, Böhmen und dem Reich Bernhart Jähnig: Die politischen und rechtlichen Außenbeziehungen des Herzogtums Preußen (1525-1660) Janusz Mallek: Das Herzogtum Preußen und das Königreich Polen (1525-1657). Rechtliche und politische Beziehungen zwischen beiden Ländern Stanislaw Salmonowicz: Königliches Preußen und polnisch-litauischer Staat (1466-1772) Roderich Schmidt: Die Lande Lauenburg und Bütow in ihrer wechselnden Zugehörigkeit zum Deutschen Orden, zu Pommern und Polen und zu Brandenburg-Preußen Boguslaw Dybas: Livland und Polen-Litauen nach dem Frieden von Oliva (1660) Mathias Niendorf: Die Beziehungen zwischen Polen und Litauen im historischen Wandel. Rechtliche und politische Aspekte in Mittelalter und Früher Neuzeit Karel Malý: Der böhmische Staat – ein Teil des Reiches? Peter Moraw: Böhmen und das Reich im Mittelalter Hans-Jürgen Karp: Universalkirche und kirchlicher Partikularismus in Ostmitteleuropa. Die exemten Bistümer Joachim Bahlcke: Politische Funktionen kirchlicher Beziehungen: Ungarn und die Reichskirche Thomas Brückner: Herrschaftsverbindende Funktionen des Lehnrechts Dietmar Willoweit: Zwischenherrschaftliche Beziehungen in der mittelalterlichen Welt. Umrisse eines neueren Forschungsansatzes II. Gert von Pistohlkors: Die Livländischen Privilegien: ihre Deutungen, Umdeutungen und praktischen Umsetzungen in der neueren baltischen Geschichte Miloš Rezník: Das Königliche Preußen in den deutsch-polnischen Auseinandersetzungen um den ‘Historischen Charakter’ Pomerellens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Roland Gehrke: Das ‘piastische’ Schlesien und seine ideologische Wiederbelebung im polnischen Westgedanken Peter Haslinger: Staatsrecht oder Staatsgebiet? Böhmisches Staatsrecht, territoriales Denken und tschechisches Emanzipationsbestreben 1890-1914 Frank Hadler: Das Großmährische Reich: tschechoslowakischer oder slowakischer Ur-Staat? Deutungskämpfe im 20. Jahrhundert Wolfgang Kessler: Vom Recht der Stände zum ‘kroatischen Staatsrecht’. Zum historischen Recht in der politischen Kultur des 19. Jahrhunderts in Kroatien Wolfgang Höpken: Staatlichkeit, Ethnogenese und Kultur: Narrative und symbolische Muster nationaler Identitätskonstruktionen auf dem Balkan im 19. und 20. Jahrhundert