Tagebücher werden seit 1800 wissenschaftlich ausgewertet. Wiederholt ist das in den Anfangsphasen neuer Fächer zu beobachten. Die Absichten der Forscher/innen waren dabei jeweils unterschiedlich: Die Kleinkinderforschung des 19. Jahrhunderts und die Jugendpsychologie ab 1920 haben maßgebende Thesen über ›Normalverläufe‹ der menschlichen Entwicklung auf Selbstzeugnissen aufgebaut. Die Alltags-, die Sozial- und die Frauengeschichte suchten darin ab den 1980er-Jahren Spuren individueller Lebensgeschichten. Seither sind umfangreiche Sammlungen entstanden, die heute eine ausdifferenzierte Auto/Biografieforschung ermöglichen. Li Gerhalter nimmt als Akteur/innen dieser vielseitigen Geschichte neben Wissenschafter/innen und Sammler/innen auch jene Personen in den Blick, die Tagebücher zur Verfügung gestellt haben. Mit diesem Buch über die facettenreiche Tagebuchforschung gibt sie Einblicke in zeitgebundene Forschungspraktiken.
Since 1800 diaries have been in the centre of scientific research. This can be observed repeatedly in the beginnings of new disciplines. The aims of the scholars were various: both the early childhood research of the 19th century and the adolescent psychology from 1920 built significant theses on ›normal processes‹ of the human development upon personal testimonies. Since the 1980s scholars from the disciplines of Alltagsgeschichte, social and women history examined traces of individual biographies. Since then, comprehensive collections have been created which enable a differentiated auto-/biography research. Li Gerhalter not only focuses on actors of this various history but also on scholars, collectors and people who provided these diaries. With this book she gives insights in the manifold diary research and time-dependent research methods.
关于作者
Li Gerhalter ist promovierte Historikerin und stellvertretende Leiterin der Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte der Universität Wien.