Ein Knacken in der Telefonleitung, ein grauer Schlapphut, ein Trenchcoat, eine Miniaturkamera im Knopfloch und Wanzen unter dem Schreibtisch – die Stereotype über Geheimdienste, Spione, Agenten, verdeckte Ermittler und Spitzel sind allgemein bekannt. Über Film, Hörspiel oder Literatur verbreitet, schreiben sie sich munter fort. Und mitnichten ist das System der versteckten Augen und Ohren zur geheimen Informationsgewinnung eine moderne Erscheinung. Kyros der Große, Hieron I. von Syrakus oder Cäsar: Sie alle nutzten Spitzel und Spione, um Informationen über Gegner, Verräter und Vorgänge im eigenen Reich zu sammeln und so die eigene Macht zu sichern. Zunächst noch durch mündliche Übermittlung, dann über Holztafeln, ausgehöhlte Spazierstöcke, Morsezeichen bis hin zu verschlüsselte digitalen Nachrichten – die Informationsweitergabe entwickelte sich immer weiter, wurde moderner, schwerer zu entschlüsseln. Eben jene Informationen beeinflussen politische Entscheidungen, sie stabilisieren Herrschaft und unterminieren Opposition. Geheimdiensten schlägt auch deshalb weithin Misstrauen entgegen, besteht doch ein Spannungsverhältnis zwischen ihnen, ihren Aufgaben und den für Demokratien konstitutiven Freiheitsrechten. Wozu dienen welche Informationen? Von wem werden sie für was genutzt? Was macht einen Spion aus? Wie entwickeln sich Geheimdienste und welche Ziele verfolgen sie? Fragen, die in der Öffentlichkeit meist unbeantwortet bleiben, aber dennoch beleuchtet werden müssen.
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Dr. Matthias Micus ist Akademischer Rat am Göttinger Institut für Demokratieforschung.