Der vorliegende Band zur physisch erlebten Freude in den Psalmen leistet einen wertvollen Beitrag zur Emotionenforschung alttestamentlicher Wissenschaft. Während zu Gefühlen wie Trauer, Angst oder Zorn in den letzten Jahren zahlreiche Arbeiten verfasst wurden, fehlen solche für die Freude und andere ‘positive’ Emotionen. Bearbeitet werden die Psalmen, in denen physische Begriffe gemeinsam mit hebräischen Wortwurzeln für Freude vorkommen. Entsprechend gliedert sich die Arbeit in sechs Kapitel zu den Wörtern samah, ranan, gîl, sws, alaz und saa. Der Vergleich der bearbeiteten Texte zeigt, dass mit den Begriffen samah und sws vor allem Freude, deren Grund bereits reflektiert wurde, oder eine anhaltende freudige Grundstimmung in Nominalsätzen gemeint ist. Diese Freude zeigt sich meistens im Herzen und in anderen inneren Organen. Die anderen Wortwurzeln dienen überwiegend dem Ausdruck des Jubelns und Jauchzens durch die Kehle, die Stimme, die Lippen und die Zunge über aktuelle freudige Ereignisse. In den meisten Texten bedürfen die Betenden der Hilfe JHWHs. Tritt diese ein, brechen sie auf unterschiedlichste Weise in Jubel aus. Die Ergebnisse der einzelnen Psalmen werden jeweils mit den in der Einleitung dargestellten Erkenntnissen der Emotionenforschung seitens der Psychologie, insbesondere der Glücksforschung, verglichen. Dabei wird deutlich, damals wie heute frohlocken die Menschen über aktuelle Glücksfälle. Die freudige Grundstimmung aber kann durch diese nur gestärkt, nicht begründet werden. Die Betenden der Psalmen finden den Grund ihres anhaltenden Glücks in JHWH und seiner Torah. Die Rezipienten/innen des vorliegenden Werks mögen neben neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen auch Anregungen zur Suche nach ihrem persönlichen Glück finden.
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Johannes Schnocks ist Professor für Zeit- und Religionsgeschichte des Alten Testaments an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.