Das Thomasevangelium, eine Schrift aus Codex II der Nag-Hammadi-Schriften, gehört zu dem umstrittensten Zeugnissen des frühen Christentums. Während einige Forscher darin eine Schrift sehen, die sehr alte Überlieferungen von Jesus bewahrt hat und deshalb näher an Jesus heranführen könnte als die neutestamentlichen Evangelien, wird es von anderen für einen Text gehalten, der bereits theologiegeschichtliche Entwicklungen des ersten Jahrhunderts voraussetzt und auf sie in eigener Weise reagiert. Die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes sind vor dem Hintergrund dieser Diskussion entstanden. Sie gehen zurück auf eine Tagung, auf der Vertreter dieser Auslegungstraditionen ihre unterschiedlichen Interpretationsansätze und methodischen Zugangsweisen vorgestellt und miteinander ins Gespräch gebracht haben. Die Zusammenstellung der Beiträge gewährt deshalb einerseits einen Einblick in das facettenreiche Spektrum der gegenwärtigen Forschungsdiskussion zur Entstehung und zum theologischen Profil dieses Werkes. Andererseits zeigt sie neue Zugangsweisen auf, durch welche die Einordnung des Thomasevangeliums in das Spektrum der frühchristlichen Literatur – etwa im Blick auf sein Verhältnis zu anderen Nag-Hammadi-Schriften und zur Gnosis – auf eine neue Grundlage gestellt wird.
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Jörg Frey, Ludwig-Maximilians-Universität München; Enno Edzard Popkes, Friedrich-Schiller-Universität Jena; Jens Schröter und Christine Reiher, Universität Leipzig.